Freitag, 2. Dezember 2022

Bund könnte Wohungsbauziele deutlich verfehlen

... so titelte heute die Zeit.

Könnte? Konjunktiv? Dass das ambitionierte Ziel von 400.000 neuen Wohnungen in 2022 lichtjahreweit verfehlt wird, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Die Gründe sind bekannt: Zinspolitik, exorbitant gestiegene Energie- und Materialpreise, Lieferketten funktionieren nicht mehr, Fachkräftemangel, Wegfall bzw. deutliche Reduzierung staatlicher Förderung.

Das diskutierte und geplante Maßnahmenpaket der Bundesregierung ist nicht einmal ein Sturm im Wasserglas. Es ist ein laues Lüftchen, das der Misere keine nennenswerte Abhilfe schaffen wird. Maßnahmen mit tiefgreifendem Impact wie Deckelung der Zinsen, ein deutlicher Ausbau der Förderprogramme durch die KfW, eine Entschlackung des Baurechts, durch Digitalisierung beschleunigte Genehmigungsverfahren - davon möchte die Regierung nichts wissen. Im Gegenteil, gefördert werden weiterhin nur Sanierung anstatt Neubau und an der Fokussierung auf immer höhere und teurere Energieeffizienzstandards wird ebenso festgehalten wie am Widerspruch, den Kommunen zur Auflage zu geben, am Stadtrand weniger Flächen zu versiegeln aber auch in den Innenstädten möglichst viele Grünflächen zu erhalten.

Die Ziele von Environmental Social Governance und EU-Taxonomieverordnung sind sicher begrüßens- und unterstützenswert - und auch sehr teuer. In einer Krise, in der nicht zuletzt aufgrund von Flüchtlingsbewegungen millionenfach neuer Wohnraum gebraucht wird, allerdings nicht umsetzbar - zumindest nicht, wenn man der Krise Herr werden möchte.
 
Fakt ist: Gebaut wird immer, gebaut werden muss immer. Wenn man mehr bauen möchte, muss man dazu die Rahmenbedingungen ändern. Das kann der Markt nicht alleine - hierzu bedarf es schärferer und konsequenterer Maßnahmen durch den Staat. Ansonsten werden wir auch in 2023 und in den folgenden Jahren keinen bezahlbaren Wohnraum in ausreichendem Ausmaß schaffen.

Montag, 17. Oktober 2022

Bundeswehr - Reserve hat Ruh



Im Dezember 2021 bewarb ich mich um eine Stelle als Reservefeldwebel für das Kreisverbindungskommando beworben.

Nach viel - wirklich sehr viel Papierkrieg inklusive Beglaubigung diverser Zeugnisse, einem Empfehlungsschreiben durch das Innenministerium und vielem mehr war es dann am 1. Juni soweit - ich wurde gemustert. Mit 44. Das volle Programm...

Manche Dinge ändern sich nie (Musterungsärzte), andere hingegen schon.

Der CAT-Test hat mich mal kurz an meine Grenzen geführt. Deutsch, Mathe, Mechanik, Englisch, Wissen - kein Thema. Ich dachte aber immer, Logik (wie muss das fehlende Symbol aussehen) sei mein Steckenpferd, aber da haben mich 1/3 der Aufgaben ins Schwitzen gebracht. Über den Reaktionstest mit den blauen und roten Pfeilen reden wir besser nicht. 

Es war eine interessante Erfahrung. Auch das Prüfgespräch mit dem Truppenpsychologen.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein orthopädisches Konsil (ja, mit Mitte 40 können Knie auch mal Ärger machen, wenn einem vor 25 Jahren bei der Bundeswehr ein Meniskus abhanden kommt…), dann stünde einer Reservistenkarriere nichts mehr im Weg.

Wofür das alles? Ich wollte die derzeit vakante Stelle des Verbindungsfeldwebels Sanitätsdienst im Kreisverbindungskommando des Landkreises übernehmen, um im Katastrophenfall die zivil-militärische Zusammenarbeit zwischen Bevölkerungsschutz (DRK, Feuerwehr usw.) und der Bundeswehr zu koordinieren. Meine Erfahrung im Katastrophenschutz sinnvoll weiterhin einbringen.

Ich war in der Folge dieser Musterung beim Orthopäden. Der bescheinigte mir, dass mein Knie durch den fehlenden Meniskus (übrigens, falls ich es noch nicht erwähnt habe: bei der Bundeswehr kaputt gegangen...) angegriffen sei, aber dass ich allgemein einen guten Zustand habe, noch Bergsteigen gehe und das Knie derzeit beschwerdefrei sei. 

Nun, Mitte August hatte ich es dann offiziell: Ich bin "untauglich". Mir wurde seitens des Karrierecenter erläutert, dass die Vorschriftenlage seit dem letzten Jahr besagt, dass auch für einen Laufbahnwechsel in der Reserve zwingend "tauglich 1 oder 2" vorliegen muss. Es wurde seitens des Karrierecenters gegenüber dem BAPersBW argumentiert, dass der für mich vorgeschlagene Dienstposten auch problemlos mit D3 ausgefüllt werden kann - aber offensichtlich: Vorschrift ist Vorschrift und Ausnahmen gibt es keine. Es sei denn, ich würde einen Bundeswehrarzt finden, der mich entsprechend tauglich klassifiziert.

Das ganze übrigens, wer hätte es gedacht, wegen der Arthrose im Knie. Mit Mitte 40 soll das ja vorkommen, da ist kein Knie mehr wirklich jungfräulich... Aber ein Knie, das noch problemlos in der Lage ist, regelmäßige Bergtouren im alpinen Gelände zu überstehen - mit einem grundsätzlichen Fitnesslevel einhergehend, der höher ist als zu meiner aktiven Zeit als Zeitsoldat. Zugegeben, Halbmarathon laufe ich heute nicht mehr, aber wenn ich mir dann noch überlege, was für altgediente Reservisten wir weiland mit nach SFOR und KFOR nahmen, teilweise Mitte 60 aufwärts...

Kommiß kommt eben doch von komisch.

Ach ja, im September bekam ich einen Anruf aus Koblenz - ob ich Interesse an einer Wehrübung hätte. Ich habe auf das Telefonat mit dem Karrierecenter verwiesen und darum gebeten, erst einmal die Akten zu pflegen. Schriftlich habe ich das ganze bis heute nicht. Interesse und Lust hätte ich nach wie vor, aber die Bundeswehr scheint sich derzeit selbst im Weg zu stehen.

Donnerstag, 13. Oktober 2022

FORDEC - was Bauträger von Piloten lernen können...

... oder wenn das Hobby zum Verkaufsargument für die Software der eigenen Firma wird. ;-)

Aber Spaß beiseite, FORDEC ist eine hervorragende Methode für strukturierte Entscheidungsfindungsprozesse. Im Katastrophenschutz ähnelt FORDEC dem Führungskreislauf aus der DV100, der auch im Militär nicht gänzlich unbekannt ist. FORDEC ist etwas differenzierter, daher ist dieser theoretische Methodenansatz zur Verwendung in der freien Wirtschaft sehr gut geeignet.



Okay, okay, eigentlich wollte ich hier ja nur mal mit Marketing protzen und das Youtube-Video promoten. ;-)

Dienstag, 20. September 2022

Mobbing - Täter-Opfer-Umkehr

Sohn, 6. Klasse, wird auf dem Pausenhof oft von 8./9. Klässlern drangsaliert und sie nehmen ihm Pokémon-Sammelkarten weg. Gestern hatte er endlich den Mut, sich an die Pausenaufsicht zu wenden. Zitat der Reli-Lehrerin: „Bring sowas halt nicht mit, dann wird Dir auch nichts geklaut.“ Unternommen hat sie sonst nichts weiter.


Dem voran ging am Abend vorher ein langes Gespräch mit mir und ich sagte ihm, er muss Grenzen aufzeigen, er muss sich wehren und dazu gehört auch, sich an Lehrer zu wenden. Lessons learned: „Mama und Papa haben keine Ahnung, es bringt nichts, sich zu wehren.“
 
Danke für die Täter-Opfer-Umkehr. Danke, dass die Karten nicht zurückgefordert wurden. Danke für nichts.
 
Zu Mädchen sagt diese Lehrerin bestimmt auch, dass sie halt keine kurzen Röcke anziehen sollen. 

Leider führten Gesprächsversuche mit besagter Lehrerin und dem Direktor zu nichts - letzterer hält es leider nicht für notwendig, auf Emails zu antworten oder zurückzurufen.

Sonntag, 11. September 2022

Nur fliegen ist schöner...


Im neuen (alten) Hobby wieder angekommen.
 
Es ist schon faszinierend: In meiner Jugend war ich von 1992-1995 Segelflieger. Ich hatte es dann während meiner aktiven Zeit bei der Bundeswehr aufgegeben - mit Auslandseinsätzen war das einfach nicht zu vereinbaren - und dann gewissermaßen jahrzehntelang davon geträumt, wieder anzufangen. 

Aus den verschiedensten Gründen hat das nicht geklappt - aber jetzt ist es so weit. Und ein bisschen ist es wie Fahrradfahren, nach nicht einmal einem Dutzend Starts ist schon wieder viel an Handlungssicherheit zurückgekehrt und ich habe die letzten Wochen bereits einige längere Thermikflüge genießen können und bin zuversichtlich, bald die ersten Starts wieder alleine zu absolvieren. 14 Starts haben ausgereicht, um wieder alleine fliegen zu können.
 

Die Tage auf dem Flugplatz erden mich. Den ganzen Tag an der frischen Luft, Zeit für sich, in der Luft die Alltagsgedanken völlig beiseitelegen und sich nur auf den Flug fokussieren. Das hat schon beinahe etwas therapeutisches. Und die Sonnenuntergänge am Schwanner Flugplatz sind halt einfach episch!

Es stimmt halt doch: Nur fliegen ist schöner! 
#segelfliegen

Donnerstag, 1. September 2022

Masterstudium: los geht's!

Immatrikulation: Check! 

45 ist doch das ideale Alter für ein Masterstudium, oder? ODER?
 
Marketing begleitet mich bereits seit einigen Jahren, Data Management kam durch die beruflichen Tätigkeiten in Softwareunternehmen dazu. Hier vertiefendes Wissen z.B. in den Bereichen Neuromarketing, Marketingpsychologie, Data Science, künstliche Intelligenz usw. zu erwerben, wird mir helfen, noch vermutlich rund 25 Jahre im Beruf zu (be)stehen und in diesen Bereichen noch besser zu werden!
 
Ich habe lange geschwankt zwischen dem MBA Data Driven Business Development bei Fokus Zukunft und diesem Angebot der E-Learning Group und der FH des BFI Wien

Ausschlaggebend war dann schlussendlich gar nicht einmal so sehr der vergleichsweise günstigere Preis sondern der gute Ruf der ELG - mehrere Bekannte haben dort bereits studiert und sind zufrieden - die persönliche Betreuung, die flexiblere Grundeinstellung (z.B. Zahlungsmodalitäten) und natürlich am wichtigsten: Die Inhalte der Module. 

Wer einen Blick in den Studiengang bzw. das Curriculum werfen möchte: https://fernstudium.study/.../Modulbeschreibung-DMDM-2021...

Na dann legen wir mal los!
#master #mba #lifelonglearning

Mittwoch, 10. August 2022

Mittwoch, 20. Juli 2022

Oberbürgermeisterwahlkampf in Vaihingen

Mein Leserbrief zum Oberbürgermeisterwahlkampf in Vaihingen:

 
Zu Beginn des Wahlkampfs war ich tatsächlich „Fan“ von Uwe Skrzypek. Er hat mich allerdings zu Beginn der heißen Phase des Wahlkampfs verloren. Zu sonnenkönighaft war mir sein Auftreten, zu nichtssagend und inhaltsleer seine Antworten, zu arrogant sein Habitus bei Podiumsdiskussionen, zu nahezu beleidigt seine Reaktionen auf kritische Nachfragen zu seiner Qualifikation und seinen Kompetenzen. Je größer die geradezu messianische Verehrung seiner Anhänger wurde, je mehr hinterfragte ich seine Attitüde und seine programmatischen Inhalte. 

Auch dass er als einziger Kandidat direkt von einer Partei gefördert und unterstützt wurde, diese sogar sein Wahlkampfspendenmanagement übernahm und Spenden für seinen Wahlkampf als einzige dadurch steuerlich absetzbar sind, trug nicht dazu bei, mein immer schlechter werdendes Gefühl zu lindern. Endgültig „aus“ war es bei mir dann allerdings bei Aussagen zu Mobilität und Wohnraum. Selbst hat er viele Jahre sein nach eigenen Angaben sehr gutes Geld in der Automobilbranche verdient - ist nun aber Gegner des Kfz und möchte die Bürgerinnen und Bürger lieber aufs Fahrrad setzen. Bei Wohnraum sprach er sich quasi gegen die Schaffung von Neubaugebieten aus, man müsse über Wohnraumverdichtung in Innenstadt und Ortskernen nachdenken, über Mehrgenerationenhäuser usw. Also unterm Strich habe ich für mich die Aussage herausgezogen, dass jeder mit weniger Wohnfläche und Komfort zufrieden sein soll. Die Glaubwürdigkeit wäre höher, würde er selbst ein derartiges Haus oder eine kleine Wohnung bewohnen - so aber hat das eher etwas von Wasser predigen und Champagner trinken.
 
Schlussendlich glaube ich nach unter anderem einigen Semestern Politik- und Verwaltungswissenschaften und 15 Jahren beruflicher Tätigkeit in behördenähnlichen Verwaltungsstrukturen, zuletzt als Referatsleiter und nun 6 Jahren in der freien Wirtschaft als Geschäftsführer eine gewisse Ahnung von den notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen eines Oberbürgermeisters zu haben. Ich habe sie nicht und ich bin mir sehr sicher: Uwe Skrzypek auch nicht.
 
Meine Stimme geht daher an Matthias Beck. Ich wünsche ihm viel Erfolg für den zweiten Wahlgang!

Mittwoch, 13. April 2022

Sponsored Ads - die dunkle Seite des Marketings. Oder: Google bescheißt!

Aus dem Leben eines Marketing-Verantwortlichen…

Ich habe mich die letzten Tage erstmalig mit sponsored ads bei Youtube beschäftigt, also mit einer speziellen Sparte der Google Ads. Vor zwei Wochen haben wir ein Image-Video gelauncht 

und nachdem ich selbst mehr oder weniger häufig Video-Podcasts zur Immobilienwirtschaft, zu Steuerrecht, Kostenrechnung, Controlling usw. anschaue, kam ich auf die Idee, dass ich dieses Video ja vor entsprechenden Videos, die sich mit Bauträgern u.a. beschäftigen, als Werbung ausspielen lassen könnte. Nach ein wenig Recherche fand ich dann heraus, dass für meine Zwecke das sog. InStream-Format das erfolgversprechendste sein wird. Das sind die Videos, die man nach 5 Sekunden wegklicken kann, wenn es einen nicht interessiert - bezahlt wird erst dann, wenn das Video mind. 30 Sekunden geschaut wurde.

Nach viel Recherche und Einarbeitung in das Thema Google Ads, diverse Code-Schnipselei auf der firmeneigenen Homepage (ernsthaft, google, intuitive Bedienbarkeit geht anders...) und viel Beschäftigung mit Word-Press war ich dann so weit und konnte das Video anhand verschiedener Keywords und Bereiche entsprechend platzieren. 

Glaubte ich. Tatsächlich wurde es in den ersten 24 Stunden genau mit 10 Impressionen (also die 5 Sekunden) und 2 Impressionen (länger als 30 Sekunden) ausgespielt. Und Google schlug mir dann vor, dass ich die Werbung auch bei sog. "Displaypartnern" über google ausliefern lassen könnte um die Reichweite zu vergrößern. Dass das an meine definierte Zielgruppe ausgeliefert wird, das habe ich als gegeben vorausgesetzt.

Nun, zwei Tage später sind die Zugriffszahlen quasi "explodiert", 7112 Impressionen, 1906 Aufrufe - allerdings nur 6 Klicks auf die Homepage. Von den 6 Klicks hat keiner ein Kontaktformular ausgefüllt, die Konversionsrate ist also gleich null, je klick habe ich rund 8 € bezahlt. Nicht weiter dramatisch, aber für mich Grund genug, mich etwas vertiefender mit Google Ads zu beschäftigen. Das erste, was mich gewundert hat, war die Demographie. 34,5% der Zugriffe erfolgten durch Frauen im Alter von über 55 Jahren. Insgesamt lag der Frauenanteil bei knapp 56% - das erschien mir bei meinem traditionell eher männlichen Kundenklientel als eher unplausibel. Auch dass rund 90% der Aufrufe über Smartphone und Tablets erfolgten, kam mir verdächtig vor.


Weitere Recherche führt mich dann irgendwann zu den Auslieferungsorten der gestreamten Werbungen. Mein Werbevideo für Bauträger wurde in diversen Apps aus Google Play und iTunes App Store ausgeliefert. Wer jetzt glaubt, dass das dann in Kalkulationsprogrammen oder ähnlichem erfolgt ist: Weit gefehlt! Das Video wurde Klassikern wie "Family Island", "Best Fiends", "Pop Bubbles", "Wort Guru", "Bubble Shooter", "Solitaire" und ähnlichen Spielen ausgeliefert!

Das macht dann in der Gesamtschau ein wenig fassungslos. Ich habe die Displayauslieferung beendet. Seither keine Zugriffe mehr. 

Das lässt jetzt einige Fragen offen - aber am interessantesten ist für mich in diesem Zusammenhang: Die Hauptzielgruppe für Spiele-Apps ist offensichtlich weiblich und älter als 55. ;-)


Freitag, 25. März 2022

Kommentar: Die Ampel feiert sich für die Entlastungen - ich halte das für Augenwischerei.


Fangen wir mit den 9 € Monatstickets im ÖPNV an. Ich dachte, es soll eine allgemeine Entlastung darstellen. Ist es nicht, denn für Bestandskunden der ÖPNV wird das vermutlich nicht gelten. Wenn ich es also richtig verstehe: Wer erst jetzt das Kind nicht mit dem Auto zur Schule fährt sondern es mit dem Bus schickt, wird belohnt. Wer das bislang schon immer so gehandhabt hat, der wird nicht belohnt sondern bezahlt weiterhin den vollen Preis. Gilt natürlich nicht nur für die Kids - auch diejenigen, die bislang schon auf ein Auto verzichtet haben und hohe ÖPNV-Tarife mit Jahresabos bezahlt haben, sind genauso in den Allerwertesten gekniffen. Auch eine Logik...

Inwieweit die weiteren "Entlastungen" fair sind oder tatsächliche Entlastungen darstellen, darüber lässt sich auch trefflich streiten. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist es nicht so, dass Diesel-Fahrzeuge eine erheblich höhere Kfz-Steuer haben als Benziner - und wurde das nicht immer mit den geringeren Diesel-Kosten begründet? Jetzt ist Diesel teurer als Benzin. Diesel wird mit 14 Cent entlastet. Benzin mit 30 Cent. Ich verstehe zwar den Hintergrund, dass ja lediglich eine Entlastung auf die Steuersätze gewährt wird, als Endverbraucher ist aber dieser Hintergrund maximal uninteressant, da zählt nur, was am Ende des Tages für den Liter bezahlt werden muss.

Interessant finde ich auch die 300 Euro Entlastung je Arbeitnehmer/in. Wo bleibt hier eigentlich die Entlastung für Rentner? Auch Renter müssen Ihre Wohnungen heizen. Das aber nur nebenbei bemerkt - ich betrachte das mal auf unseren Haushalt bezogen - zwei Arbeitnehmer. Ab Mai dieses Jahres aufgrund eines auslaufenden Gasvertrags nun über 200 € mehr am Gastarif, macht dann mehr als 1.400 € mehr für den Rest des Jahres. Die Einkommenssteuer wird um 300 € einmalig gesenkt, macht dann 600 €. Da bleibt immer noch ein gewaltiges Delta, insbesondere wenn man bedenkt, dass nächstes Jahr dann anstatt wie bisher rund 1200 Euro fürs Gas rund 3600 fällig werden. Spritkosten von bislang 150 € im Monat haben sich bis dahin auch verdoppelt und bei weitem nicht jeder kann einfach auf Öffentliche wechseln, insbesondere nicht im ländlichen Raum.

Wir können uns das leisten. Ich weiß aber, dass wir sehr privilegiert sind und dass viele angesichts dieser Preissteigerungen über die sog. "Entlastung", für die die Ampel sich jetzt feiern lassen möchte, eher nur müde abwinken, weil sie nicht mehr wissen, wie sie diese Kosten stemmen sollen.

Samstag, 5. März 2022

Stell Dir vor, es ist Krieg...



Vermehrt liest man in letzter Zeit in den sozialen Medien immer wieder Statements wie die in den Screenshots - mit vergleichsweise hohen Zustimmungswerten. Reinhard May mit den Söhnen, die er nicht geben will, wird mir auch immer wieder in die Timeline gespült.
 
So sehr ich den pazifistischen Wunsch verstehen kann, so sehr ich nachvollziehen kann, überhaupt keine Lust auf Dienst an der Waffe zu haben, so fällt mir dazu schlussendlich dann doch nur dieses Zitat ein:
 
»» Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu Euch!
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt, und läßt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will, denn er wird kämpfen für die Sache des Feindes, wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.««

Auch wenn tatsächlich die ersten beiden Sätze nicht von Brecht stammen, so macht dies die Aussage des Gesamttextes nicht weniger wahr und richtig. Es gibt Situationen, in denen Diplomatie versagt. Es gibt Momente, in denen wegschauen keine Option ist. Es gibt Szenarien, in denen das einzige Mittel zum verhindern von Schlimmerem Gewalt ist. Es ist gut und wichtig, Solidarität zu bekunden und in den Fußgängerzonen zum Frieden aufzurufen. Aber kein Despot in den letzten Dekaden wie z.B. auf dem Balkan, kein Kriegsverbrecher ließ sich davon beeindrucken oder gar aufhalten, Greueltaten wie Srebrenica wurden dadurch nicht verhindert.
 
Für mich stellt sich die Frage nicht, ob ich im worst case wieder Flecktarn tragen und Menschen verteidigen würde. Die jetzt wieder neu entfachte Debatte um eine allgemeine Dienstpflicht halte ich für gut und wichtig. Schlussendlich muss sich jeder selbst fragen, ob er es mit sich vereinbaren kann, wegzuschauen oder ob er (und auch sie!) sich nicht doch lieber für die Gesellschaft einsetzt. Putin hat Europa aus dem Dornröschenschlaf gerissen.
 
So viel ist allerdings sicher: Am Ende des Tages ist der Soldat der größte Pazifist überhaupt.

Samstag, 26. Februar 2022

Wirr in Vaihingen


Gar wunderliches war heute Morgen - mal wieder - auf der Seite „Wir in Vaihingen“ zu lesen. Wie üblich wurde der Beitrag mindestens zwölf Mal geändert, wie man im Bearbeitungsverlauf nachsehen konnte und schlussendlich, wie zu erwarten war, nach zu viel Gegenwind gelöscht.

Ich möchte dennoch kurz zu den etwas wirren Behauptungen Stellung nehmen, da es ja dann doch von so einigen Menschen gelesen wurde.
Fangen wir oben an:

1. Was ist eigentlich das Gegenteil von links-bunt - etwa rechts-braun? Aber klar, FDP und CDU sind ja für „links-bunt“ bekannt. Das einzig „bunte“, das mir bei der FDP einfällt, ist deren Einsatz für die LGBQT-Community. Und das bei weitem noch nicht umfassend genug.
2. Wie eigentlich bekannt ist, bin ich seit längerem nicht mehr Mitglied der FDP. In der Hauptsache aufgrund der meiner Ansicht nicht tragbaren Ansichten und Verhaltensweisen in Sachen Corona.
3. Es wurde keine „Kopfprämie“ ausgesetzt. Wer das so wahrnimmt, über den sagt das deutlich mehr aus als über die Menschen, die für Impfungen in der 3. Welt spenden.
4. Annkatrin Kinzinger und ich betreiben keine Facebookseite, es ist eine Gruppe - auf der in der Regel keine Beiträge und Kommentare gelöscht werden, wie es bei „Wir in Vaihingen“ durchaus üblich zu sein scheint, sobald es nicht der eigenen Meinung entspricht.
5. Ziel ist nicht zu spalten - Ziel ist es, ganz im Rahmen der grundgesetzlich verbrieften Meinungsfreiheit, einen Gegenpol zu den oftmals recht wilden Thesen zur „Coronadiktatur“ zu setzen. Wobei man in der Tat tatsächlich trefflich darüber diskutieren könnte, wer hier tatsächlich die Gesellschaft spaltet - aber erfahrungsgemäß führt das zu nichts, da die Argumente dann recht schnell abstrus werden, angefangen bei Plandemie über Pharmamafia bis hin zur NWO, QAnon und weiteren völlig abgedrehten postfaktischen Verschwörungstheorien.
6. Niemand möchte den „Querdenkern“ das Recht auf eine eigene Meinung nehmen. Aber Meinungsfreiheit ist keine Einbahnstraße. Der Art. 5 GG garantiert einem nicht, dass kein Widerspruch erfolgen darf. Meinungsfreiheit gilt auch für die Spenderinnen und Spender.
7. Apropos Grundgesetz: Lustig wird es ja, wenn Art. 8 Abs. 1 genannt wird „Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.“ - der Abs. 2 aber wissen- und willentlich unterm Tisch landet, der da lautet: „Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes beschränkt werden.“
Wie auch immer: Bitte geht am Montag wieder spazieren. Je mehr Spaziergänger, desto mehr Spenden für UNICEF!


https://www.impfpatenschaft-qd.de/#vae


#sofaprotest