Dienstag, 29. September 2009

Von Schwangeren und anderen Aliens

Zänkisch, streitsüchtig, launisch, zickig, verfressen... Das und noch sehr viel mehr sagt man Schwangeren im Allgemeinen nach.

Ich muss jetzt wirklich einmal eine Lanze für meine Frau brechen. All diese Attribute treffen natürlich auch auf sie zu, (vorsorglich gehe ich bei diesem Satz in Deckung) aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie wir es vielfach bei anderen erleben. Nein, ganz ehrlich, ich habe das schon wesentlich schlimmer erlebt, sie erlöst mich gerade von meinem Schwangerschafts-Trauma aus früheren Zeiten.

Wie es sich in der heutigen Zeit gehört, sind wir Mitglied in diversen Foren und Online-Communities. Gut, zugegeben, in den Schwangerschaftsforen im Internet ist sie Mitglied, nicht ich, das möchte ich ganz klar stellen! In den unterschiedlichsten Themengebieten wird dort diskutiert, sich in diversen Gruppierungen zusammengerottet. Mein Favorit ist ja die Gruppe der "März-Babys". Der geneigte Leser vermutet richtig: Es gibt auch "Januar-Babys", "Februar-Babys" und so weiter. In diesen Gruppen sind dann all diejenigen, die - na, wer errät es? - Richtig, im März ihr Kind zu Welt bringen. Nebenbei wird dann natürlich auch noch festgestellt, welche Promis im gleichen Monat ihren Nachwuchs herauspressen. Man hält sich gegenseitig auf dem Laufenden, wie die letzte Vorsorgeuntersuchung lief, berät sich über Namen, tauscht mehr oder weniger sinnvolle Tipps gegen die diversen Wehwehchen aus.

Man kann dort auch was lernen, so war mir beispielsweise der Begriff "outing" in Verbindung mit einer Ultraschalluntersuchung bislang gänz
lich unbekannt. Beim Outing wird nicht etwa, wie ich prompt assoziierte, die sexuelle Orientierung schon pränatal festgestellt, vielmehr wird das Geschlecht bestimmt (oder es bleibt beim Versuch, da der Fötus sich schamhaft zur Seite dreht). Ich hatte ja beim letzten Ultraschall den Eindruck, der Zwerg hätte mir den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt und sich dann zur Seite gedreht... Aber das täuscht. Ganz sicher!

Regelmäßig brieft mich meine bessere Hälfte mit den Dingen, die grade so in diesem Forum passieren. So ließ sie mich teilhaben an Diskussionen über "Sex in der Schwangerschaft"... Leute, ihr glaubt nicht, was es für Frauen auf dieser Welt gibt. Angefangen von der wilden These, dass Sex dem Kind schadet bis hin zur nicht minder verwegenen Theorie, dass der männliche Samen die Gebärmutter "aufweicht" und es zu Frühgeburten kommen kann, liest man da so ziemlich alles. Derart abstruses Halbwissen in der heutigen, angeblich ach so aufgeklärten Zeit? Ich hätte es nicht für möglich gehalten.

Ähnlich irritierend sind Diskussionen über so ziemlich jedes andere Thema die Schwangerschaft betreffend. Der Klassiker ist sicher "Ich höre mit dem Rauchen nicht auf, weil der Fötus sonst ja einen Entzug mitmachen muss..." Kopf -> Tisch!!!

Ansonsten aber bestärkt man sich in diesen Forum gegenseitig, wie überaus einzigartig man als Schwangere nun ist. Wie zerbrechlich Schwangere doch sind und wie grausam doch die Schmerzen einer Geburt sein müssen, die ein Mann niemals wird nachv
ollziehen geschweige denn jemals wird ertragen können.

Ganz trocken habe ich neulich einmal festgestellt: Seit Millionen und Abermillionen von Jahren bringen weibliche Säugetiere lebende Junge zur Welt. So schlimm kanns also nicht werden...

Und soll ich euch was sagen? Meine Frau gab mir Recht!


Freitag, 25. September 2009

Intelligenz per Namensgebung: Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose

Wie seht ihr das? Seid ihr mit eurem Namen auch gestraft? Oder habt ihr das Glück, Sprösslinge der geistigen Elite zu sein und dementsprechend intellektuell klingende Namen? Welche Namen sind für euch mit "Verhaltensauffälligkeiten" verbunden? Welche Vorurteile pflegt ihr?
Ich selbst habe das zweifelhafte Glück vieler Mitte/Ende der 70er zur Welt gekommenen, deren Eltern Tennis-Fans waren und bekam den Namen "Björn" verpasst. Die Ü30er wissen, dass Björn Borg nicht nur Unterwäsche verkauft sondern auch mal ein passabler Tennisspieler war. Man sollte meinen, meine sportliche Zukunft wäre mir somit in die Wiege gelegt worden, aber... Nun ja, lassen wir das. Es genügt wohl zu sagen, dass ich schon bei der Bundeswehr Sportabwehrsoldat war.
Andererseits assoziiert man mit vielen Namen auch gleich die Herkunft oder die Intelligenz eines Menschen. Ich habe noch keinen intelligenten Ingo kennengelernt (vielleicht ist die Werbung schuld... Super, Ingo!), sehe bei Uschi eine wasserstoffblonde Friseuse vor mir und habe auch so mit einigen der heute die Hitlisten anführenden Kindernamen so meine Probleme.
Meine derzeitigen Favoriten unter den "No-Go-Namen" sind die meisten der "tsch" oder "sch"-Namen, die von übergewichtigen Mamis quer über den Spielplatz gebrüllt werden. Man sieht die Mutter, man sieht das Kind und vor dem geistigen Auge sieht man die Hartz VII-Empfänger von 2020.
Also Tschennifär, Tschakeline, Schanette, Schantal, Tschulijette, Tschastin, Tschulian... Diesen Kindern spreche ich einfach die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft ab, sie sind mit diesen Namen definitiv benachteiligt. Es scheint nicht nur mir so zu gehen, wenn man folgendem Spiegel-Artikel glauben schenken darf:
Sophie und Alexander haben Glück: Ihre Lehrer halten sie für leistungsstärker als Kinder, die Chantal oder Justin heißen. Eine Studie zeigt, dass Grundschulpädagogen Vorurteile gegen bestimmte Vornamen hegen - und manche Kinder deswegen sogar als besonders verhaltensauffällig einstufen.
Sie sieht umwerfend aus, sie setzt sich für die Armen und Schwachen ein, sie ist reich, sie hat eine tolle Karriere gemacht. Über Angelina Jolie lässt sich viel Gutes sagen. Allerdings taugt sie nicht zum Vorbild, wenn man auf Namenssuche fürs eigene Kind ist. Wer seine Tochter Angelina nennt, verbaut ihr unter Umständen eine reibungslose Schulkarriere.
Denn Grundschullehrer trauen kleinen Angelinas einfach weniger zu als kleinen Hannahs, Sophies, Charlottes, wie eine Studie der Universität Oldenburg zeigt. Einen noch schlechteren Ruf haben allerdings Chantals und Mandys.
Die Studie ist die Master-Arbeit von Lehramtsabsolventin Julia Kube, 24. Sie hat 2000 Lehrer online zu ihren Namensvorlieben und den zugehörigen Assoziationen befragt. Darunter Fragen wie: Welche Vornamen würden Sie Ihrem Kind auf keinen Fall geben? Nennen Sie Namen, die bei Ihnen Assoziationen zu "Verhaltensauffälligkeit" hervorrufen! In einem zweiten Schritt ließ Kube die Lehrer dann vorgegebene Namen bewerten.
[...]
Als eher freundlich und leistungsstark gelten den Grundschullehrern Jungen mit den Namen Alexander, Maximilian, Simon, Lukas und Jakob. Positiv bewertete Mädchennamen sind Charlotte, Nele, Marie, Emma und Katharina.
Auffällig schlecht bewerten die Lehrer die Namen Chantal, Justin, Dennis, Marvin und Jaquelin. Doch die Höchststrafe für Kinder lautet nach Ansicht der Grundschulpädagogen Kevin. Er führt die Rangliste der unbeliebten Namen an, gilt als verhaltensauffällig und leistungsschwach. Eine befragte Lehrerin kommentierte: "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose."
[...]
Quelle: Spiegel.de
Weiterführende Literatur: Kevinismus