Donnerstag, 30. November 2023

Krisenmanagement - Interdepenzen in öffentlichen und betrieblichen Systemen

🔍Rezension zu „KRISEN & KATASTROPHEN managen“

Vorweg: Ich kenne Markus Glanzer, einen der Autoren, bereits seit vielen Jahren. Wir haben uns auf einer Tagung in Bad Boll kennengelernt. Er war damals beim Generalsekretariat des ÖRK in Wien angestellt, ich war Referatsleiter beim DRK-Landesverband Baden-Württemberg e.V.. Vielen Dank für die Übersendung eines Belegexemplars, lieber Markus.

Das Werk beleuchtet systematisch die Grundbegriffe im Krisenmanagement sowie Aufbau/Struktur des Zivil- und Katastrophenschutzes, detailliert am Beispiel Österreichs gefolgt von Deutschland sowie je ein Überblick über die angrenzenden EU-Staaten. Auch wird ein Blick auf die europäischen Katastrophenschutzverfahren geworfen. Über einen Ausflug in die Kritischen Infrastrukturen KRITIS gelingt ein sehr guter thematischer Übergang zum Business Continuity Management BCM und die betriebliche Gefahrenabwehr.

Durch meine berufliche Vergangenheit und aktuelle Tätigkeit kann ich behaupten, nahe am Thema Krisenmanagement zu sein. Daher habe ich dieses Buch mit Spannung erwartet. Die Autoren des Buches schlagen dieselbe Brücke zwischen behördlichem und betrieblichem Krisenmanagement, wie ich es vor einiger Zeit hier in einem Beitrag getan habe.

Beispiel? Zitat:
„In jedem Unternehmen gibt es eine festgelegt Aufbau- und Ablauforganisation. Die Aufbauorganisation beschreibt den grundlegenden Aufbau eines Unternehmens oder einer Organisation, die Hierarchie und Gliederung, die Rahmenbedingungen und wer im Unternehmen wofür zuständig ist. In der Ablauforganisation werden die Arbeitsprozesse beschrieben (…) Nachdem jedoch die Notfall- und Krisenbewältigung in den Alltagsstrukturen nicht praktikabel ist, benötigt ein Unternehmen eine zusätzliche, besondere Aufbau- und Ablauforganisation für das Krisenmanagement. (…) um die Entscheidungswege flexibler und kürzer zu gestalten, werden im Notfall und in der Krise die herkömmlichen Strukturen erweitert oder ausgesetzt.“
Wem das nun bekannt vorkommt: Auch im Krisenmanagement der Polizei kennt man beispielsweise den Begriff der Besonderen Aufbauorganisation BAO, die eine zeitlich begrenzte Organisationsform für umfangreiche und komplexe Aufgaben aus besonderen, nichtalltäglichen Anlässen heraus darstellt.

Mein Fazit: Betriebliches und behördliches Krisenmanagement profitieren voneinander. Die etablierten Prozesse in den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben BOS funktionieren ebenso in Wirtschaftsunternehmen. Das Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich aufgrund ihrer Position in den BOS und selbstverständlich auch im Betrieb mit Krisenmanagement auseinandersetzen. Und nein, das ist jetzt keine Gefälligkeitswerbung: Ich bin vom Buch begeistert! 💪