Montag, 11. Juni 2012

Trauer

Vor einem Jahr schrieb ich diese Kurzgeschichte zum Thema Trauer. Heute vor einem Jahr starb unsere Tochter bei der Geburt.

Damals sagte ein in Trauerarbeit erfahrener Kollege zu mir, dass er Trauer immer mit einem Ballon in einem Raum vergleicht. Am Anfang gigantisch groß, den gesamten Raum ausfüllend, mit der Zeit kleiner werdend - aber dennoch stets präsent.

Mein Kollege irrte in einem Punkt. Der Ballon wird nicht kleiner, er wechselt nur sein Volumen. Der Kern - die Trauer als solche - wird lediglich komprimiert, er wird nicht kleiner. Lediglich die Alltagspräsenz wechselt und naturgegeben ist sie in den letzten Tagen wesentlich höher als zu anderen Zeiten, dennoch ist die Trauer um den Verlust, das Gefühl, um einen Teil seines Lebens betrogen worden zu sein, stets allgegenwärtig und der Schmerz genauso intensiv wie vor einem Jahr.

Wir haben im vergangenen Jahr erlebt, was es heißt, ein "Sternenkind" zu haben. Auch wenn sicherlich gut gemeint, helfen Plattitüden wie "Der liebe Gott hat jetzt einen Engel mehr", "Wer weiß, wozu's gut war..." oder "Ihr habt sie ja nicht gekannt. Stellt euch vor, das wäre mit einem Jahr passiert" nicht im mindesten. Im Gegenteil, sie machen wütend und aggressiv.

Natürlich gab es auch die andere Seite. Wir haben von sehr vielen Menschen aufrichtiges und tief empfundenes Mitgefühl erfahren. Die Anteilnahme von Familie, Freunden und Bekannten sorgt noch heute für einen Klos im Hals. All denjenigen möchte ich danke sagen. Danke, dass ihr für uns da gewesen seid. Danke, dass ihr es noch immer seid.

Montag, 4. Juni 2012

Studium an der Fernuni Hagen


Seit Frühjahr bin ich an der Universität Hagen eingeschrieben für den Bachelorstudiengang Politikwissenschaften, Verwaltungswissenschaften und Soziologie. Ich habe bereits ein Fernstudium zum Fachwirt mit IHK-Abschluss absolviert. Damals war mir eines klar: Nie wieder ein Fernstudium! Die Erfahrungen mit der SGD waren, höflich ausgedrückt, durchwachsen. Studienbetreuung gleich null, didaktisch schlecht aufgearbeitete Skripte, inhaltliche Fehler, ob man die Einsendeaufgaben erledigt oder nicht interessierte schlussendlich niemanden. Es wurde zu keiner Zeit aktiv Kontakt zu den Studenten aufgenommen, der sog. Online-Campus war nicht wirklich moderiert und diente fast ausschließlich dem Kontakt zwischen den Studierenden. Die Prüfungsvorbereitung für den IHK-Abschluss waren durch die einzelnen Lernhefte in meinen Augen völlig unzureichend. Rund die Hälfte der Studienhefte sind noch heute unberührt - ich hatte mir entsprechende Fachliteratur, unter anderem direkt von der IHK besorgt. Die Prüfung selbst, auch wenn mit sehr hoher Durchfallquote - was in meinen Augen aber eher dem Klientel der "Studenten" geschuldet ist - ist offen gestanden streng dem ökonomischen Prinzip "minimaler Aufwand zum gewünschten Ergebnis" folgend möglich gewesen. Der Fachwirt schlug insgesamt inkl. IHK-Prüfungsgebühren mit etwa 4.000 € zu Buche. Zum Vergleich: Das erste Semester an der Fernuni kostete mich 170 €.
Dementsprechend vorbelastet sind meine ersten Eindrücke der Fernuni geprägt von sehr vielen positiven Überraschungen. Überwiegend sehr gute Skripte, eine aktive virtuelle Lernumgebung basierend auf moodle mit hervorragender mentorieller Betreuung. Professoren, die auf Anfragen zügig reagieren und die Diskussion mit den Studierenden nicht scheuen. Im Gegenteil, es werden Diskussionen zu den Inhalten der Skripte oder aktueller Themen proaktiv seitens der Fernuni angeregt und professionell moderiert - wenn auch nicht ganz der üblichen Internet-Kultur folgend recht steif im Sinne von "Sehr geehrte Studierende..."
Skripte stehen überwiegend zusätzlich in elektronischen Formaten zur Verfügung, die Nutzung von Tablets drängt sich geradezu auf. Online-Vorlesungen stehen zum Download bereit. Auch wenn die Fernuni hier meinem erachten nach nicht ganz auf dem Stand der aktuellen Technik ist - für die Video-Streams wird doch allen Ernstes der Real-Player benötigt - bin ich alles in allem sehr angetan. Mit ein wenig Einarbeitung kommt man mit der moodle-Plattform, der virtuellen Lernumgebung, der Prüfungsanmeldung, Seminarbuchung, Anmeldungen zu Präsenzseminaren usw. sehr gut klar. Die regionalen Studienzentren - hier in Baden-Württemberg in Stuttgart, Schwäbisch-Gmünd, Villingen-Schwenningen und Karlsruhe - bieten viele begleitende Angebote. Für meinen Studiengang zwar nicht ganz so viel, wie erhofft, jedoch stehen einem die Mitarbeiter der Studienzentren stets kompetent als Ansprechpartner zur Verfügung. Sei es in allgemeinen Fragen das Studium betreffend, sei es eine medientechnische Beratung, wenn es z.B. um die Einrichtung eines VPN-Client zur Nutzung der Universitätsbibliotheken geht oder durch einzelne Seminare wie die Grundlagen wissenschaftlicher Arbeit, Hausarbeitstutorien usw.
Die Skripte, die ich fürs erste Semester erhalten habe, machen tatsächlich Spaß. Am Anfang hat mich die schiere Informationsfülle und die universitäre, wissenschaftliche Sprache an meine Grenzen geführt. Viele Inhalte sind hochtheoretisch, aber gerade über solche Unklarheiten dann begleitend in der moodle-Umgebung mit Kommilitonen bzw. den Studienbetreuern zu diskutieren, bereitet einem sehr viel Freude beim Lernen. Man wird in die einzelnen Bereiche des Studiums eingeführt, wenn auch mit einem wesentlich höheren Anteil an Politikwissenschaften als an den Bereichen Verwaltung und Soziologie. Gerade aber letztgenannte Disziplin finde ich wider erwarten extrem interessant, muss man sich doch unter anderem mit klassischen Texten von Marx, Weber, Kant usw. beschäftigen. Interessant sind auch die "Klassiker" zu den Politikwissenschaften, angefangen von Aristoteles über Hobbes bis hin zu Trocqueville.
Bei der Recherche zu weiterer Literatur oder anderer Informationsquellen stolpert man über einige sehr interessante Dinge. scholar.google.com war mir bis dahin gänzlich unbekannt, iTunes-U ebenfalls. Vor allem von letzterem bin ich begeistert, stellen doch Universitäten weltweit Vorlesungen ein. So kam ich in unter anderem in den Genuss einer Vorlesung eines Professors in Yale zu den Begründern der modernen Soziologie. (Link) Sehr zu empfehlen!
Abschließen werde ich dieses Semester mit einer Hausarbeit. Für die Bearbeitung stehen einem als Teilzeitstudenten sechs Wochen zur Verfügung, Vollzeitstudenten - auch das ist an der Fernuni möglich - haben drei Wochen Zeit. Ich werde wohl sehr viel Zeit in Bibliotheken hier in Stuttgart verbringen, aber tatsächlich freue ich mich schon darauf.
Nun, das Sommersemester ist noch nicht einmal ansatzweise vorbei, die Hausarbeit noch nicht geschrieben und schon muss man sich für die Module im Wintersemester einschreiben. Auf der Agenda stehen ab Oktober dann:
- Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland
- Strukturwandel der Demokratietheorien
- Grundstrukturen der Politik in der EU
- Das politische System Deutschlands
- Einführung in die Verwaltungswissenschaft
- Haushalt und Finanzen
- Regierungsorganisation und politische Führung in der BRD
- Verwaltungs- und Haushaltsreformen

Workload von 18 SWS - nun denn, packen wir's an!