Freitag, 24. Oktober 2025

Merz und die Stadtbilddebatte

Die Stadtbilddebatte - nur echt mit selbstgerechter Empörung!


Schulz von Thun hätte hier wieder seine helle Freude. Zeigt die Debatte doch, dass insbesondere auch der Rezipient für die Dekodierung und Interpretation von Botschaften eine maßgebliche Verantwortung trägt.

Denn was hat Merz eigentlich ursprünglich gesagt - frage ich fassungslos, dass ausgerechnet ich Merz einmal verteidige? Wörtlich: 
„Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“

Aha. Es geht also um „Rückführungen“, d.h. er bezieht sich auf folgende Personengruppen: Straftäter, Gefährder, abgelehnte Asylbewerber und nicht integrierbare Personen. In den Medien wurde die Aussage vielfach auf „Migration“ verkürzt und die Empörung ist - mal wieder - groß. Kontext und Realität werden im Inbrunst der vermeintlichen political correctness beiseite gewischt. 

Rein auf der Sachebene sagte er lediglich, dass geltendes Recht durchgesetzt werden muss. Rückgeführt sollen die o.g. Personengruppen werden. Punkt. Das dürfte breite Unterstützung finden - da hilft kein „Ja, aber“ gefolgt von Relativierungsversuchen im Sinne von “das eigentliche Problem sind Männer”, “meine Töchter fühlen sich nicht unwohl” usw.

Wer hier nun interpretiert, dass sich das gegen sämtliche Migranten richtet, verfällt dem eigenen Bias und möchte Merz oder der CDU nur zu gerne rassistische Ressentiments unterstellen. DAS - und nur das ist das eigentliche Wasser auf den Mühlen der AfD.

Kann man machen. Hat mit der Realität aber nichts zu tun. Was ist denn die Realität? Bosbach hat neulich die richtigen Fragen gestellt: Kann man gefahrlos mit einer Kippa in Großstädten auf die Straße? Warum haben viele Freibäder heute Security? Poller vor Weihnachtsmärkten, Messerverbotszonen (völlig sinnbefreit…)? Fakt ist: Das Stadtbild hat sich massiv verändert. Nicht, dass “früher alles in bester Ordnung” gewesen wäre. Das hat kein Mensch gesagt.

Merz' Statement richtet sich insbesondere gegen Straftäter und Gefährder, also genau gegen die, die auch bei mir für ein ungutes Gefühl sorgen, wenn ich oder mein 15jähriger Sohn nach Einbruch der Dunkelheit alleine in der City unterwegs sind. Ich glaube niemandem, der sagt, dass er das völlig frei von Sorge macht. Dagegen anzugehen ist vor allem eines: Richtig.

Löst die Rückführung der o.g. Personengruppe alle Probleme? Nein, sicher nicht. Kriminalität bzw. die Wahrscheinlichkeit zu kriminellen Handlungen haben ihre Ursachen in zigfachen sozialwissenschaftlichen Studien belegt NICHT in der nationalen Herkunft und Ethnie, sondern in der zugehörigen sozialen Schicht. Je bildungsferner und prekärer die Lebenssituation, je größer die Wahrscheinlichkeit zu kriminellen Handlungen. Legt man die soziale Herkunft zu Grunde, ergibt sich kein signifikanter Unterschied in der nationalen Herkunft. Nichtsdestotrotz gehört zur Wahrheit, dass oben genannte Personengruppe überproportional in diesen Schichten vertreten ist. Ursachenbekämpfung ist wichtig, kann aber nur langfristig Auswirkungen zeigen - kurzfristig hilft auch in meinen Augen nur die konsequente Anwendung geltenden Rechts. Wer durch sein Verhalten oder durch den Rechtsstatus sein Bleiberecht verwirkt hat, der muss auch mit aller Konsequenz rückgeführt werden.

By the way: Da ich mich stets für geflüchtete Menschen eingesetzt habe, werde ich regelmäßig aus einschlägigen Kreisen als linksgrünversiffter Gutmensch bezeichnet.

Welch Ironie - man kann das eine tun ohne den anderen Sachverhalten nicht kritisch gegenüberzustehen.

Dienstag, 14. Oktober 2025

Lagefeststellung und Lagedarstellung

Lagefeststellung und Lagedarstellung - reingeschmökert

Das Buch von Bernhard Horst und Martina Rehbein (3. Auflage, ecomed SICHERHEIT) ist ein umfassendes Werk für Stabsarbeit und Einsatzführung in Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben.

Die Autoren spannen einen weiten Bogen: Beginnend mit theoretischen Basics wie räumlichen Voraussetzungen eines Stabes, Grundlagen der Wahrnehmung über Themen wie Farbenlehre, Gestaltgesetze (z.B. Gesetz der Nähe), Symbolik bis hin zur Informationsgewinnung, Bewertung/Auswertung von Informationen, Aufbau/Führen der Lagekarte sowie Lagedarstellung auf verschiedenen Ebenen.

Auch das Thema „Software für die Stabsarbeit“ wird behandelt. Die Autoren definieren zunächst, was sie unter Stabssoftware verstehen - nämlich jede Software, die in einem Stab eingesetzt werden kann und führen entsprechende Einsatzbereiche auf:

🗺️ geografische Informationssysteme für die Lagekarte,
🔁 elektronische Nachrichtenverläufe,
⌨️ Textverarbeitung für die Einsatzdokumentation,
💻 Tabellenkalkulation zur Kräfteverwaltung,
🧑‍🚒 Ressourcenmanagementsysteme zur Personalverfügbarkeit,
💽 Datenverwaltung über Datenbanken.

Sie stellen fest, dass die meisten Aufgaben eines Stabes auch mit gängigen Office-Anwendungen – also Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Mailclient, Präsentationssoftware und Webbrowser – durchgeführt werden können.

Das ist eine Stelle im Buch, die mich (wen wundert’s 😉 ) zum Widerspruch anregt. Hier fehlt ein wichtiger Hinweis: eine gerichtsfeste und revisionssichere Dokumentation ist mit Standard-Office-Produkten faktisch nicht bis nur sehr schwer möglich. Führung in komplexen Lagen erfordert heute nicht nur Übersicht, sondern auch digitale Nachvollziehbarkeit, Datenintegrität und Zugriffssicherheit – Anforderungen, die spezialisierte Systeme erfüllen.

Horst und Rehbein stellen im Verlauf des Kapitels fest, dass sich verschiedene Stabsführungssysteme etabliert haben, die auf Geoinformationssystemen basieren, an Einsatzleitsysteme (ELS) angeschlossen sind und als Nebenfunktionen Schadenskonten führen, Führungsorganisationen abbilden, Einsatztagebücher integrieren und Ressourcenmanagement ermöglichen.

Aber auch das greift in meinen Augen ein wenig zu kurz, denn eine zeitgemäße Stabssoftware ist mehr als die Summe einzelner Anwendungen. Sie fungiert unter anderem als zentraler Datenhub, an dem Informationen aus ELS, Einsatzabschnitten, aller beteiligten Akteuren, aus Drittsystemen und weiteren Quellen zusammengeführt, konsolidiert und zielgruppengerecht visualisiert werden – auf Makro- und Mikroebene.

Fazit: Dennoch natürlich ein lesenswertes Praxishandbuch, das inhaltlich wie didaktisch überzeugt und die Breite der Thematik sehr gut abbildet. Ein empfehlenswertes Standardwerk für jeden, der sich mit Führung in den BOS beschäftigt.

Und natürlich auf der hinteren Einbandseite mit einem sehr wertvollen Hinweis versehen, wie optimale Lagefeststellung und Lagedarstellung funktionieren! 😎

Dienstag, 30. September 2025

Zeitenwende

Zeitenwende? In den Kreisen jedenfalls nicht.


Liebe Landräte, liebe Bürgermeister – halten wir die Zusagen der Zeitenwende auch vor Ort?

Am vergangenen Wochenende habe ich bei der Verbandstagung des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg mit mehreren Kreisbrandmeistern gesprochen. Was sie berichteten, war erschreckend:

👉 Haushaltslagen in den Kreisen katastrophal
👉 Investitionen eingefroren
👉 Lieferantenverträge gekündigt
👉 zugesagte Beschaffungen gestoppt

Der Wahnwitz an der Sache: Der Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU) ist in aller Munde und beschreibt ausdrücklich eine gesamtstaatliche, gesamtgesellschaftliche Verteidigungsbereitschaft – inklusive Schutz kritischer ziviler Infrastrukturen und enger Verzahnung von Militär und zivilen Behörden [1].

Doch wie ernst nehmen wir diese Verantwortung? Das Ahrtal hat gezeigt, was passiert, wenn ein Landrat seiner Verantwortung nicht gerecht wird [5]. Ich habe so meine Zweifel, dass sich Verantwortliche künftig mit „Aber der Haushalt…“ herausreden können.

Verantwortung beginnt nicht in Sonntagsreden, sondern in den Entscheidungen der Haushaltsausschüsse.

Klar, der Druck auf die kommunalen Haushalte steigt: 2024 schloss mit dem bis dato größten Defizit ab (≈ 25 Mrd. €); die Spitzenverbände sprechen von einer dramatischen Lage für 2025 [2].

Ja, der Bund stockt den Zivil- und Bevölkerungsschutz auf – für 2025 sind rund 1,4 Mrd. € vorgesehen [3]. Doch: Kommt davon genug im Kreis an, oder bleibt der Effekt im System stecken?

Vor diesem Hintergrund die offene Frage an die Verantwortlichen: Ist unsere Priorisierung richtig? Wir debattieren Milliarden-Sondervermögen und verteidigungspolitische Großprojekte – aber auf Kreisebene werden Schutzstrukturen zu Gunsten anderer „wichtigerer“ Projekte ausgedünnt. By the way: Was ist wichtiger als der Schutz der Bevölkerung?

Daher muss die Frage erlaubt sein: Wird das Sondervermögen zur sichtbaren Stärkung der Resilienz vor Ort – oder bleibt es ein zahnloser Papiertiger mit Null-Impact in Kommunen und Landkreisen [4]?

„No glory in prevention“ gilt offensichtlich weiter. Wir haben nichts dazugelernt.

Die Feuerwehrverbände und Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz sind sich einig. Benötigt werden für die kommenden Herausforderungen:

🔥 Personal
🔥 Schulung/Training
🔥 Ausstattung
🔥 Digitalisierungsstrategien
🔥 Rechtliche Rahmenbedingungen und finanzielle Ausstattung zur Ermöglichung des Schutzauftrags
🔥…

Das sind keine Wunschlisten, sondern Kern staatlicher Daseinsvorsorge – und sie entscheiden, ob OPLAN-Anforderungen im Ernstfall tragfähig sind [1].

Die Frage ist nicht, ob eine Lage kommt, deren man mit den vorhandenen Mitteln und Strukturen nicht Herr werden kann. Sondern wann – und ob wir dann vorbereitet sind.

Es scheint sich aber ebenfalls wieder zu bewahrheiten: Mit Investitionen in den Bevölkerungsschutz gewinnt man keine Wählerstimmen.



Quellenangaben:

[1] Bundeswehr – Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU), offizielles Booklet (PDF): https://www.bundeswehr.de/resource/blob/5920008/5eb62255741addec3f38d49a443d0282/booklet-operationsplan-deutschland-data.pdf

[2] Deutscher Städte- und Gemeindebund – Kommunaler Finanzreport 2025 (Defizit 2024 ≈ 24,8 Mrd. €), PDF: https://www.dstgb.de/themen/finanzen/aktuelles/statement-von-dstgb-praesident-ralph-spiegler-vom-30-juli-1/finanzreport2025-final.pdf
Deutscher Landkreistag – Finanzprognose 2025: Kommunalhaushalte kollabieren (Pressemitteilung): https://www.landkreistag.de/presseforum/pressemitteilungen/3470-finanzprognose-2025-kommunalhaushalte-kollabieren

[3] Bundesministerium des Innern – Pressemitteilung zum Regierungsentwurf Bundeshaushalt 2025 (Stärkung BBK/Binnere Sicherheit): https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2025/06/HH-2025.html
Bundesministerium der Finanzen – Überblick Bundeshaushalt 2025: https://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Oeffentliche_Finanzen/Bundeshaushalt/Bundeshaushalt-2025/bundeshaushalt-2025.html
(Ergänzend) BBK – PM „Regierungsentwurf Bundeshaushalt 2025: Ein deutliches Signal…“: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/07/pm-07-signal-starker-bevoelkerungsschutz.html

[4] Deutschlandfunk – Hintergrund/Überblick zu Sondervermögen (Bundeswehr u. a.), Einordnung und Kritik: https://www.deutschlandfunk.de/deutschland-bundeswehr-infrastruktur-schuldenbremse-sondervermoegen-102.html

[5] ZDFheute – Flutkatastrophe Ahrtal: Schwere Vorwürfe gegen Ex-Landrat Pföhler (Disziplinarbericht, „gravierende Pflichtverstöße“): https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/flutkatastrophe-ahrtal-landrat-juergen-pfoehler-rheinland-pfalz-100.html

Mittwoch, 20. August 2025

Satellitenkommunikation

Satellitenkommunikation für die Feuerwehren in Baden-Württemberg 🚒🛰️Der große Wurf oder verpasste Chance?

Ja, Baden-Württemberg beschafft jetzt Satellitentechnik für die Feuerwehr. Gut so! Wir haben dieses Jahr einen flächendeckenden Ausfall des Tetra-Digitalfunks erlebt. Kommunikation geht über alles und muss Rückfallebenen haben. Aber: Nach Rückfrage bei Abel & Käufl ist klar – das System dient der Sprach-Redundanz.

Es geht in die richtige Richtung, aber es ist leider nur ein halber Schritt:

Wir reden 2025 über Digitalisierung, KI, Echtzeit-Lagebilder, OPLAN Deutschland, Vernetzung aller Akteure – und bauen gleichzeitig ein Satellitenkommunikationssystem für Feuerwehren, das nur „sprechen“ aber keine Daten kann.

Damit bleibt meiner Ansicht nach der entscheidende Mehrwert auf der Strecke:
➡️ Satellit als unabhängiger Datenkanal jenseits von Internet & Mobilfunk
➡️ Sichere Übertragung von Lageinformationen, Sensordaten usw.
➡️ Resiliente Datenkommunikation auch bei Netzausfällen

Sprachfunk ist wichtig und Tetra offensichtlich nicht ausfallsicher. Aber wenn wir den Bevölkerungsschutz wirklich robust machen wollen, reicht es nicht, alte Konzepte einfach ins All zu verlängern.

Der große Wurf wäre: Satellit als Rückgrat der digitalen BOS-Resilienz - sowohl Sprach- als auch Datenkommunikation.

Pressemitteilung Baden-Württemberg:

Freitag, 8. August 2025

WACKEN

W:O:A 2025 - ich war beruflich dort 🤘🎸🚒

Zwei Tage war ich zu Gast in der Technischen Einsatzleitung (TEL) und der Örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) beim Wacken Open Air 2025.

🤘 85.000 Metalheads
🤘5.000+ Kräfte von Feuerwehr, Rettungs- und Sanitätsdienst, Polizei, Ordnungsbehörden und Security
🤘110.000 Menschen auf dem Gelände – eine infrastrukturelle & logistische Meisterleistung
🤘 Viel Regen, noch mehr Schlamm und der Spirit von Faster, Harder, Louder!

Vor Ort wird BOS-seitig mit unserer Software metropoly BOS gearbeitet. Die ÖEL/TEL setzt das System seit Jahren zur übergeordneten Führung und Dokumentation ein, voll vernetzt mit der kooperativen Regionalleitstelle West in Elmshorn, Feuerwehr, Rettungsdienst, Ordnungsamt, Polizei und Veranstalter.

Meine Mission: Nicht Support. Das System lief stabil. Die Abläufe saßen. Ich wollte sehen, wie metropoly BOS in einer derart großen, geplanten Lage funktioniert – fernab der ad-hoc-Lagen, die ich aus meinem Landkreis kenne.

Ich konnte viele Gespräche führen – mit Usern, mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, z.B. den Landräten aus Steinburg und Dithmarschen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus verschiedenen Ebenen der Kreise, in denen metropoly BOS fest im Krisenmanagement verankert ist, z.B. aus Pinneberg.

Das Feedback: grundsätzlich positiv, offen, konkret und konstruktiv. Was gut läuft. Was verbessert werden kann. Was im Alltag wirklich zählt. Im Fokus die Frage: Wie gelingt Komplexitätsreduktion bei wachsender Datenflut? Wie stellen wir Informationen kontextsensitiv bereit – für jede Ebene verständlich, direkt, sicher?

Kein Marketing. Keine Filter. Sondern echtes Feedback aus der Einsatzpraxis. Genau deshalb war ich da. Nicht als Vertriebsmaßnahme sondern als Teil gelebter Produktverantwortung zur kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung.

Mein Dank gilt den Kollegen in der TEL und ÖEL für das Vertrauen, die Offenheit und die Einladung zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Wacken war laut. Aber der Dialog war klar.

See you next year in Wacken, rain or shine 🎸🤘 W:O:A 2026, count me in!



Übrigens - Der Redakteur der lokalen Presse fragte mich, wie es eigentlich ist, wenn man arbeitet, wo alle anderen feiern. Herausgekommen ist dieser Artikel.
Quelle: Vaihinger Kreiszeitung, 08.08.2025













Ein paar weitere Impressionen: 





Montag, 2. Juni 2025

Beruf und Ehrenamt

Aus dem Homeoffice zur Führungsgruppe alarmiert zu werden, um nach einer Softwarepräsentation mit dem passenden Geobyte-Shirt im ELW den Einsatz mit metropolyBOS zu begleiten: Unbezahlbar! 😉


Ich mag diese enge Verzahnung zwischen Ehrenamt und Beruf. Wenn Software-Entwicklung auf Einsatzpraxis trifft und man das eigene Produkt dort einsetzen darf, wo es wirklich um etwas geht – dann weiß man, warum man in und für genau diese Branche arbeitet. 💻🚒

Das motiviert mich – Tag für Tag, ob im Büro, auf Messen und Veranstaltungen, im Einsatzfahrzeug, in der Führungsgruppe oder im Stab.

Donnerstag, 29. Mai 2025

KI in der Gefahrenabwehr

KI in der Gefahrenabwehr – zwischen strategischer Vision und operativer Realität

Auf der diesjährigen Jahresfachtagung der vfdb e.V. hatte ich die Gelegenheit, mit Prof. Dr. Olaf Grebner (mobilion.eu) über seinen „KI-Masterplan für Deutschlands Feuerwehren“ zu sprechen.

Das vorgestellte Plakat strukturiert über 80 potenzielle KI-Anwendungsfälle entlang der gesamten BOS-Prozesskette – von der Notrufannahme bis zur Nachbereitung.

Im Zentrum stehen Visionen einer KI-gestützten Gefahrenabwehr: automatisierte Lagebilder, dynamische Ressourcenprognosen, sprachanalytisch vorqualifizierte Notrufe, lernende Trainingssysteme.

Die Liste ist ambitioniert – mit vielen Ansätzen, die sich derzeit eher auf einem konzeptionellen als auf einem operativen Reifegrad befinden.

„KI ist das neue ‚Digitalisierung‘“, formuliert es Grebner treffend.

Denn was als innovationsgetriebene Zielbildentwicklung angelegt ist, bewegt sich vielfach im Bereich dessen, was Gartner im sog. Hype Cycle als „Peak of Inflated Expectations“ beschreibt (https://www.gartner.de/de/artikel/hype-cycle-fuer-kuenstliche-intelligenz): hohe Erwartungshaltungen bei gleichzeitig begrenzter Umsetzbarkeit.

Besonders sichtbar wird das im Cluster „Stabsarbeit & Lagenanalyse“. Die dort skizzierten Szenarien umfassen: 

➡️ automatisierte Lagedarstellung
➡️ KI-gestützte Kollaboration im Stab
➡️ Identifikation kritischer Entwicklungen (Sensemaking)
➡️ systemische Lageprognosen
➡️ Erkennung von Fehlinformationen

Die zugrundeliegenden Probleme sind real – aber die Lösung durch KI ist komplex. Denn:
1️⃣ Stäbe arbeiten in hochdynamischen Kontexten mit unsicheren und teils analogen Daten.
2️⃣ Lagen sind unikale Ereignisse – Trainingsdaten für KI sind kaum standardisierbar.
3️⃣ Gruppendynamik, Erfahrungswissen und implizite Entscheidungen dominieren die Stabsarbeit.
4️⃣ Verantwortungsketten sind nicht delegierbar – auch nicht an Algorithmen.

Kurz: Die technische Machbarkeit muss stets im Einklang mit organisationeller, rechtlicher und kultureller Realisierbarkeit gedacht werden.

Grebners Plakat liefert damit keinen Produktkatalog, sondern einen strukturierten Diskursraum für Innovationsstrateg:innen, Entwickler:innen und BOS-Entscheider:innen. Es zeigt: Die Richtung stimmt. Aber der Weg ist noch weit – besonders im Bereich Stabsarbeit.



Mittwoch, 2. April 2025

Russland bereitet sich vor - und wir?

Russland bereitet sich auf Krieg vor.Wir glauben es immer noch nicht.

Aufwachen, Dornröschen:
Russland ist keine theoretische Gefahr, sondern eine konkrete, greifbare und militärisch vorbereitete Bedrohung. Putin hat längst begonnen, die Ordnung Europas zu destabilisieren – nicht rhetorisch, sondern hybrid mit Panzern, Raketen, Propaganda, Cyberattacken und strategischer Vorbereitung.

Geheimdienste warnen: Ab 2026 könnte Russland bereit sein, NATO-Staaten direkt anzugreifen – mit Zielrichtung Baltikum und Finnland (1), (2), (3). Diese Warnungen kommen nicht von Alarmisten, sondern aus professionellen Lagezentren. Russland hat seine Wirtschaft auf vollständig Kriegsproduktion umgestellt. Und wir?

Wir machen Haushaltsdebatten und in den Koalitionsverhandlungen derart viele „Nebenkriegsschauplätze“ auf, dass wir die Gefahr aus den Augen verlieren. Dabei läuft uns die Zeit davon.

Europa müsste im Ernstfall 300.000 Soldaten aufstellen, um sich ohne US-Unterstützung gegen Russland verteidigen zu können (4). Deutschland könnte diesen Beitrag derzeit nicht leisten – weder personell, materiell, noch mental.

Dänemark zieht Konsequenzen und weitet die Wehrpflicht auf Frauen aus (5). Finnland steht seit Jahren bereit – mit einer strukturierten Reserve, funktionierender Ausbildung und einem klaren Verständnis von Wehrhaftigkeit.

Und 🇩🇪?
Wir haben weder eine Dienstpflicht, noch ein schlüssiges Konzept zur Einbindung der Zivilgesellschaft in die gesamtstaatliche Verteidigung - geschweige denn einen gesellschaftlichen Konsens über die reale Bedrohungslage. Wird schon nicht so schlimm werden… Man wähnt die Migration als die größte Gefahr. Dass es an allen Ecken und Enden klemmt, wird nur zu gerne verdrängt.

Dabei ist auch der Bevölkerungsschutz in gefährlichem Zustand: Die Hilfsorganisationen fordern mehr Schutz für Ehrenamtliche, bessere Ausstattung, rechtliche Klarheit, klare Führungsstrukturen (6).

Die vfdb warnt: Der Zivil- und Bevölkerungsschutz sei über Jahre hinweg ein Stiefkind der Politik gewesen. Nicht nur auf die geeigneten Einsatzmittel kommt es an, so Aschenbrenner. Der Bevölkerungsschutz und Selbsthilfefähigkeit müssen bereits in den Schulunterricht. (7).

Wer jetzt zögert, gefährdet unser Land.
Russland zögert nicht. Russland plant, rüstet und provoziert.

Wer glaubt, Frieden könne man erhalten ohne eine gesamtgesellschaftliche Verteidigungsfähigkeit, militärisch UND zivil, irrt gefährlich.

Als Einsatzveteran der Bundeswehr gehöre ich sicher zu den größten Pazifisten überhaupt. Aber ich weiß, dass man Frieden gegenüber potenziellen Aggressoren nur aus einer Position der Stärke heraus erhalten kann. Wenn man diese nicht hat und als vermeintlich leichte Beute angesehen wird… Nun, die Geschichte lehrt uns die Folgen.

Wir brauchen eine Wehr-/ bzw. Dienstpflicht.
Wir brauchen ein umfassendes nationales Sicherheitskonzept.
Und wir brauchen den Mut, unangenehme Wahrheiten auszusprechen – bevor uns die Realität überrollt.


Quellen:

(1) https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/russland-bedrohung-nato-100.html
(2) https://www.fr.de/politik/krieg-geheimdienst-analyse-regierungskreise-wladimir-putin-angriff-nato-2026-russland-92891399.html
(3) https://www.deutschlandfunk.de/russland-nato-kriegsgefahr-100.html
(4) https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/aktuelles/europa-muesste-300000-soldaten-mobilisieren-um-sich-ohne-die-usa-gegen-russland-zu-verteidigen/
(5) https://www.focus.de/politik/deutschland/angespannte-sicherheitslage-wehrpflicht-auch-fuer-frauen-was-deutschland-sich-von-daenemark-abschauen-kann_id_260764502.html
(6) https://www.drk.de/presse/pressemitteilungen/meldung/gemeinsame-pressemitteilung-fuer-ein-krisenfestes-deutschland-hilfsorganisationen-fordern-besseren-bevoelkerungsschutz/
(7) https://www.presseportal.de/pm/126597/5984161

Sonntag, 2. März 2025

Das Ende der Freundschaft

Demütigung mit Ankündigung: Europa muss jetzt aufwachen!

Ein demokratisch gewählter Präsident, dessen Land seit drei Jahren gegen einen brutalen Angreifer kämpft, wurde öffentlich vorgeführt – ausgerechnet von der Schutzmacht, auf die er sich bisher stützte. Wolodymyr Selenskyj wurde live vor der Weltöffentlichkeit erniedrigt – von Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance.

Das war kein Erregungszufall, das war Teil eines Plans.

Vance eröffnete die Inszenierung mit einer gezielten Provokation: Er warf Selenskyj Undankbarkeit vor – eine bewusste Lüge. Dann kam Trump. Sein Auftritt? Die öffentliche Bloßstellung eines Staatschefs, der für sein Land um Waffen und Unterstützung kämpft. Das war keine diplomatische Verstimmung, das war eine Machtdemonstration. Selenskyi würde einen dritten Weltkrieg provozieren. Nicht der Angreifer provoziert diesen. Nein. Das Opfer, das sich wehrt, ist Schuld.

Das lässt einen fassungslos mit offener Kinnlade zurück.

Trump sagte es selbst: Die Sitzung war bewusst öffentlich. Die Welt sollte also sehen, wie er einen auf Schulhofschläger macht und den ukrainischen Präsidenten abkanzelt. Ein Test. Für Selenskyj, für Europa – für uns alle.

Die Signale sind unüberhörbar:

✅ Die USA unter Trump sind kein verlässlicher Partner mehr.

✅ Europa muss selbstständig werden, wirtschaftlich, militärisch – und zwar sofort.

✅ Deutschland braucht mehr Zusammenhalt der demokratischen Kräfte. Sonst werden wir Spielball geopolitischer Machtspiele.

✅ Klare Ansage an CDU, CSU und SPD: Reißt euch zusammen und lasst eure Egos außen vor. Jetzt geht es um mehr als politische Ränkespiele. Es geht um unsere Zukunft in Deutschland und Europa.

✅ Wir haben den Zustand des Verteidigungsfalls noch nicht erreicht. Dass wir aber nicht mehr im Frieden sind, das müssten allmählich alle begreifen.

Schuldenbremse? Sie ist vermutlich nicht mehr haltbar. Europa braucht >4 Prozent des BIP für Verteidigung, militärisch wie zivil. Dauerhaft. Die Wehrpflicht muss wieder eingesetzt werden. Wir sind auf uns allein gestellt.

Die USA sind raus. Europa muss die Ukraine – und den gesamten Kontinent – selbst verteidigen. Sonst folgen der Ukraine als Zwischensnack das Baltikum, Moldawien und dann die restlichen Nationen, um die alten Grenzen der Sowjetunion wiederherzustellen.

Der Weckruf war laut. Hören wir endlich hin?

Donnerstag, 20. Februar 2025

Brandmauer

Was geht mir dieses Brandmauer-Geseier auf den Zeiger…


Warum?

Weil es einseitig ist. 

Die „Brandmauer gegen Rechts“ ist unstrittig notwendig. Tatsächlich muss gelten #niewiederistjetzt! Eine Partei wie die AfD, die offen rechtsextreme Positionen duldet, in Teilen sogar fördert, gehört klar ausgegrenzt. Doch warum wird eine solche Abgrenzung nicht auch gegenüber Die Linke und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gefordert?

Die Linke ist gewissermaßen die direkte Nachfolgepartei der SED, der Staatspartei der DDR, die für Unterdrückung, Wahlfälschung, politische Verfolgung und die Mauer mit ihren Todesopfern verantwortlich war. Das BSW wiederum hat sich zwar von der Linken abgespalten, teilt jedoch zentrale ideologische Grundsätze und vertritt eine teils populistische, wirtschaftsfeindliche und pro-russische Agenda. Die Linke weigert sich bis heute, die DDR als Unrechts- und Terrorregime anzuerkennen. Dabei hatte die Deutsche Demokratische Republik mit Demokratie ungefähr soviel am Hut wie der Nationalsozialismus mit Sozialismus und „links“. 

Es gibt zahlreiche Gründe, auch bei den Linken eine Brandmauer zu errichten:

🔴 Ungeklärtes SED-Vermögen & Parteienfinanzierung:

Bis heute ist unklar, was mit Milliarden aus DDR-Staatsbesitz geschehen ist. Die SED überführte ihr Vermögen über Tarnfirmen ins Ausland. Ein Großteil ist verschwunden, einige Millionen flossen an die PDS, die Vorgängerpartei von Die Linke. Die Linke profitiert weiterhin von staatlicher Parteienfinanzierung und erhält Millionen für die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die 2022 über 70 Millionen Euro Steuergeld bekam.

🔴 Pro-russische Agenda & Putin-Nähe:

Sowohl Die Linke als auch das BSW vertreten Kreml-freundliche Positionen. Sahra Wagenknecht, die Galionsfigur des BSW, hat jahrelang gegen Sanktionen gegen Russland argumentiert und fordert ein Ende westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine. In ihren Reden verbreitet sie Narrative, die eng an die russische Propaganda angelehnt sind. Auch in der Linken gibt es viele Stimmen, die Russland verteidigen oder „Verständnis“ für Putins Krieg fordern.

🔴 Linksextremismus in den eigenen Reihen:

Während von Rechtsextremismus in der AfD zu Recht gesprochen wird, gibt es bei Die Linke keine klare Abgrenzung zu linksextremen Strömungen. Der Verfassungsschutz beobachtet Teile der Partei, insbesondere die Kommunistische Plattform, die offen für einen Systemumsturz eintritt.

Zudem gibt es aus der Partei immer wieder Sympathiebekundungen für radikale linke Gruppierungen, die mit Gewalt gegen den Staat, gegen politische Gegner oder gegen die Polizei auffallen. So verteidigte Bodo Ramelow mehrfach pauschal die Antifa-Szene, in der es sowohl demokratische als auch klar verfassungsfeindliche Akteure wie den schwarzen Block und andere gibt. Antifaschismus ist wichtig. Ein differenzierter Umgang mit der Antifa und Abgrenzung zu Linksextremisten aber ebenfalls.

🔴 Wirtschaftsfeindliche & sozialistische Forderungen:

Von Enteignungen großer Unternehmen bis hin zu einem „Systemwechsel“: Die Linke fordert Maßnahmen, die direkt an sozialistische Planwirtschaft erinnern. Forderungen nach einem „Klimasozialismus“ oder einem „Ende des Kapitalismus“ zeigen, dass hier ein ideologisches Weltbild bedient wird, das fern jeder wirtschaftlichen Realität ist.

Das BSW wiederum wirbt mit anti-marktwirtschaftlichen Positionen und populistischen Versprechen, die weder finanzierbar noch realistisch sind. Ihre wirtschaftspolitischen Forderungen – von Preisdeckeln bis hin zu massiven staatlichen Eingriffen – stehen einer freien Marktwirtschaft diametral entgegen.

Fazit: Eine Brandmauer muss für beide Seiten des Hufeisens gelten!

Wer eine klare Abgrenzung gegenüber Feinden der Demokratie fordert, darf dies nicht selektiv tun. Rechtsextremismus ist eine Gefahr – aber Linksextremismus ebenso.

- Eine Partei, die sich nicht von der SED-Vergangenheit lösen kann
- Eine Partei, die linksextreme Kräfte duldet
- Eine Partei, die eine pro-russische Außenpolitik verfolgt
- Eine Partei, die die freiheitliche Wirtschaftsordnung infrage stellt

… gehört ebenso in die politische Isolation wie die AfD.

Es ist Zeit, ehrlich über eine Brandmauer in alle Richtungen zu sprechen! Rot-rot-grün wurde von Scholz sehr halbherzig in Abrede gestellt und ich wage zu postulieren, dass sich hier bei entsprechender Möglichkeit zum Machterhalt erneut fulminante Gedächtnislücken offenbaren.

Wählt konservativ, wählt liberal, wählt die Sozis oder die Grünen, meinetwegen auch ein sonstige Partei, aber bitte bleibt in der demokratischen Mitte.

Dienstag, 11. Februar 2025

Krisenkommunikation

Warum Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) einen redundanten digitalen Kommunikationskanal jenseits von Internet und Mobilfunk brauchen


Unsere Welt hängt zunehmend von digitalen Infrastrukturen ab, auch in der Gefahrenabwehr. Die Hardliner, die nach wie vor den Vierfachvordruck, Flipchart und Pen&Paper für die Führungsmittel schlechthin halten, werden im Laufe der Zeit immer weniger. Vielfach wird im Bereich der Führungsprozesse außerhalb der Leitstellen in den verschiedenen Führungsstufen, angefangen im Einsatzleitwagen bis hin zu Stäben auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene auf Digitalisierung gesetzt.

Doch was passiert, wenn das Internet ausfällt oder Mobilfunknetze in Krisensituationen überlastet sind? Seit langem präge ich den Ausspruch: 

Es ist heute keine Frage der technischen Möglichkeiten, ein resilientes, ausfallsicheres System zu betreiben - es ist nur noch eine Frage des Wollens in die Investition.

Herausforderungen in Krisensituationen


Naturkatastrophen, Cyberangriffe oder große Schadenslagen können bestehende Kommunikationsnetze schnell an ihre Grenzen bringen. Gerade in Ausnahmesituationen zeigt sich, dass:

👉Mobilfunknetze überlastet oder gestört sind,
👉Internetverbindungen unterbrochen werden können,
👉lokale Infrastrukturen zerstört werden.

In solchen Fällen brauchen BOS eine unabhängige, sichere und resiliente Kommunikationslösung, um ihre Einsatzfähigkeit aufrechtzuerhalten.

Satellitenkommunikation als strategische Lösung


Eine bewährte Möglichkeit zur Gewährleistung von Kommunikation jenseits konventioneller Netze ist die Satellitenkommunikation. Sie bietet:

🛰️ Unabhängigkeit von terrestrischer Infrastruktur,
🛰️ hohe Ausfallsicherheit, selbst bei großflächigen Ausfällen,
🛰️ globale Verfügbarkeit, insbesondere in ländlichen oder schwer zugänglichen Gebieten,
🛰️ schnelle Einsatzbereitschaft durch mobile und stationäre Lösungen.

Ob bei Koordination von Einsatzkräften in Katastrophengebieten oder zur Sicherstellung von Kommunikationsketten während Cyberangriffen – Satellitenkommunikation ist eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden Infrastruktur.

Der Aufbau eines redundanten Kommunikationskanals erfordert eine strategische Integration in bestehende Einsatzkonzepte. BOS sollten daher:

1. Bedarf und Szenarien definieren: Welche Ausfallszenarien sind relevant?
2. Technische Lösungen prüfen: Welche Systeme passen zu den Anforderungen?
3. Schulung/Training sicherstellen: Regelmäßige Übungen sind wichtig.
4. Einsatztests durchführen: Reale Tests sichern den reibungslosen Betrieb.

Mir wurde neulich gesagt, dass sich das kein Landkreis leisten kann. Wir haben Kunden, die das Gegenteil beweisen, die jeden ELW mit Starlink ausgestattet haben. Auch der hier verlinkte Artikel des Kuhn Fachverlag GmbH & Co. KG zeigt, dass es immer mehr Landkreise gibt, die diesen Bedarf erkannt haben.

Starlink und Behörden

Zum Thema Starlink lohnt eine kritische Betrachtung:

Das RedaktionsNetzwerk Deutschland widmet sich in einem lesenswerten Beitrag ausführlich Elon Musks Starlink: Link

Kritik an Starlink für Behörden


Abhängigkeit von SpaceX – Als US-Unternehmen unterliegt Starlink politischen Entscheidungen. Zugang könnte eingeschränkt werden.
Geopolitische Risiken – SpaceX hat bereits in Konflikten Zugänge angepasst. Behörden könnten unvorhersehbaren Einschränkungen unterliegen.
Fehlende Kontrolle – Klassische Netze wie BOS-Funk unterliegen staatlicher Regulierung, Starlink nicht.
Cybersecurity – Manipulation und Angriffe auf die Infrastruktur sind denkbar.
Wirtschaftliche Unsicherheit – Änderungen in der Geschäftsstrategie könnten den langfristigen Betrieb gefährden.

Manuel 'HonkHase' Atug (AG Kritis) bringt es im Artikel des RND auf den Punkt: Musk habe im Ukraine-Krieg gezeigt, dass er "skrupellos eigenen Interessen Vorrang gewährt. Eine per Zufall von Lust und Laune betriebene Kommunikation könne nicht für das Wohl und die Sicherheit eines Landes dienen."

Fazit: Redundanz ja - aber mich Bedacht!


Meine grundsätzliche Meinung bleibt: Ein zusätzlicher, unabhängiger Kommunikationskanal jenseits Mobilfunk und klassischem Breitband-Internet ist für die Akteure in der Gefahrenabwehr absolut wichtig.
Starlink bietet eine schnelle und leistungsfähige Internetverbindung mit vergleichsweise geringer Latenz im Vergleich zu klassischen geostationären Satelliteninternet-Diensten durch seine niedrigen Orbithöhen, was es besonders für einsatzkritische Anwendungen attraktiv macht. Zudem ist es im Vergleich zu anderen Satelliteninternetlösungen verhältnismäßig kostengünstig und kann schnell und flexibel in abgelegenen Gebieten oder Krisensituationen eingesetzt werden. Doch einseitiges Vertrauen in Starlink schafft neue Abhängigkeiten und sollte nicht die einzige Rückfallebene darstellen.



Montag, 20. Januar 2025

Die Einsatzführung im Ahrtal 2021


Am Wochenende habe ich das Buch von Dominic Gißler, Sebastian Herbe und Ramian Fathi des S+K-Verlags gelesen, das auf zwei bisher nicht publizierten Gutachten basiert. Sehr lesenswert! Auf die konkreten Geschehnisse im Ahrtal möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, hier wurde bereits sehr viel gesagt und natürlich auch publiziert.

Ich möchte aber auf Zitate aus dem Buch eingehen (S59 f.):

„Es scheint sich in der Fachwelt die Erkenntnis herauszubilden, dass ein zentralistisches, papiergebundenes Informationsmanagementsystem nicht die erforderliche Kapazität für das Informationsaufkommen in größeren und größten Einsätzen erbringen kann, (…) dass Medienbrüche zu Zeitverzügen und Schriftbilder und verkürzte Darstellungen immer wieder zu Missverständnissen führen können.
Der Gutachter rät (…), papiergebundene Informationsmanagementsysteme als Redundanz für den Ausfall von Elektrizität/Internet vorzuhalten und bei Verfügbarkeit derselben das Informations- und Kommunikationswesen IT-/IP-gebunden zu organisieren.“

Dem ist tatsächlich nicht sehr viel hinzuzufügen – im Klartext: Vierfachvordruck, handgeschriebene Meldungen und Co. sind ein anachronistischer Flaschenhals.

Gißler führt weiter aus:

„E-Mail-Programme können unter Erlass einiger weniger organisatorischer Regeln und wenig aufwendiger Vorlagen auf Basis etwa von Tabellenkalkulationssoftware alle erforderlichen Funktionalitäten erbringen.“

Hier wage ich den Punkt „gerichtsfeste, revisionssichere Dokumentation“ in den Raum zu werfen – das sehe ich bei der Verwendung von Office-Programmen als sehr schwierig bis unmöglich an.

„Je nach Einsatzführungssoftware kann diese die gleichen Funktionalitäten wie E-Mail-Programme mit organisatorischen Regeln erbringen. In solchen werden häufig auch Module für Lagedarstellungen angeboten. Diese Darstellungen sind allerdings oft auf geografische Karten beschränkt und haben einen überwiegend operativen Nutzen. (…) Strategische Tätigkeiten der Einsatzführung können kaum automatisiert werden, weswegen das Informationsmanagement gezielt auf die Genese strategisch relevanter Informationen ausgerichtet werden muss. Einsatzführungssoftware kann dies erfahrungsgemäß nicht erbringen.“

Ist das so? Georeferenzierte Lagedarstellung in Verbindung mit Live- und Prognosedaten, Übersichten (neudeutsch „Dashboards“) etc. können tatsächlich weitestgehend automatisiert erfolgen. Dass der strategische Planungsprozess der einzelnen Sachgebiete nicht vollumfänglich automatisiert werden kann: Geschenkt, das ist auch nicht der Anspruch eines digitalen Stabs- und Führungssystems. Es soll die Führung durch zur Verfügungstellung aller Informationen, durch Workflows, gerichtete Kommunikation usw. unterstützen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
(Siehe: https://lnkd.in/gvKZBaUu)

By the way: Office-Produkte können das auch nicht! 😉