Samstag, 9. Mai 2020

„Mit“ oder „an“ Corona

Roy Horn stirbt, er war mit SARS-CoV2 infiziert und an Covid19 erkrankt.

In den Kommentarspalten unter entsprechenden Artikeln in den Leitmedien entbrennt sofort die Diskussion, dass Roy ja schließlich nicht an sondern nur „mit“ Covid19 gestorben sei. Ins gleiche Horn trötet ja auch seit Wochen Tübingers OB Boris Palmer, man würde derzeit nur Leben von Menschen retten, die ohnehin in ein paar Wochen verstorben wären.

Das ganze ist natürlich auf mehreren Ebenen postfaktischer Bullshit. Ansonsten hätten wir keine Übersterblichkeit, die sich statistisch in den meisten Ländern signifikant auswirkt.

(Übersterblichkeit:
https://www.n-tv.de/panorama/Deutschland-registriert-mehr-Tote-als-sonst-article21767623.html
https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps
https://www.nytimes.com/interactive/2020/04/21/world/coronavirus-missing-deaths.html )

Natürlich trifft es überwiegend ältere Menschen. Aber es gibt hinreichend tödlich verlaufende Fälle von deutlich jüngeren Menschen, zwar auch in der Regel vorerkrankt, aber mit Sicherheit noch mit einer hohen Lebenserwartung.

Mal ganz davon ab: Wer heute das 80. Lebensjahr erreicht hat, hat statistisch gem. der Sterbetafeln noch immer eine Lebenserwartung von 9 Jahren. Insofern ist die ganze Betrachtungsweise nur eines: Zynisch.

Diese semantische Diskussion ob „mit“ oder „an“ Covid19 ist doch völlig sinnbefreit.

Die wichtigste Aussage im unten verlinkten Artikel ist:

„Was der Pathologe in der Schweiz aber auch konstatierte: Keine dieser Vorerkrankungen hätte vermutlich kurzfristig zum Tod geführt. Ohne Coronavirus wären alle Patienten vermutlich noch am Leben. Die festgestellten Vorerkrankungen wirken zwar grundsätzlich lebensverkürzend, aber alle Patienten hätten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne Covid-19 noch länger gelegt. Wie lange, kann natürlich niemand vorhersagen.“https://www.freiburg-nachrichten.de/2020/04/22/mit-oder-an-covid-19-gestorben-ist-das-ein-unterschied/

Aus humanistischer Sicht stellt sich bei den ganzen Verharmlosern dann doch die Frage, ob Vorerkrankte (by the way nach pessimistischen Einschätzungen ein paar Millionen in Deutschland nach der Definition für SARS-CoV2-Risikogruppen) weniger Recht auf Leben haben? Ich denke, eher nicht.