Freitag, 5. Mai 2017

"Smartphones für Kinder unter 14 sind gefährlich" - Kommentar zum heutigen SWR3-Topthema


"Smartphones für Kinder unter 14 sind gefährlich" - sagt Prof. Manfred Spitzer. Er geht sogar soweit zu behaupten, der Handykonsum mache "es wahrscheinlicher, eine Zuckerkrankheit oder Bluthochdruck zu bekommen. Durch den höheren Stress nimmt außerdem die Immunabwehr ab, was Infektionskrankheiten fördern kann. Hinzu kommen Schlafstörungen und Sehstörungen. Das ist ebenfalls nachgewiesen." Quelle
So so...

Nun, Prof. Spitzer ist nicht unumstritten. Vom SWR hätte ich eine etwas differenzierendere Sichtweise erwartet. Die Süddeutsche hatte 2012 zu seinem Buch "Digitale Demenz" einen sehr kritischen Standpunkt eingenommen. Spitzer "bleibt einseitig und schreibt nicht wissenschaftlich, sondern montiert populistisch zusammen, was nicht zusammenpasst. Dass er sich als Hirnforscher bezeichnet, ist angesichts seiner in der vergangenen Dekade fast nur populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen fast so gewagt, als würde sich Michael Schumacher als Maschinenbauingenieur bezeichnen." Quelle

Kommentar:

Bis die Bücherei aufmacht, werden
Pokémon gesucht. Warum auch nicht?
Auch wenn das entgegen des Mainstreams ist und nun vermutlich gleich virtuelle Steine fliegen: Unser 7jähriger hat ein Smartphone bekommen. Für uns gehört das zur Medienerziehung dazu. Klar ist das Gerät streng reglementiert, Apps kann er nur mit Zustimmung eines Elternteils installieren, Inhalte ab FSK12 sind gesperrt, ebenso youtube, Facebook und Co. Was er aber kann: Einige wenige Spiele, einige Lern-Apps fürs Grundschulalter und natürlich auch einige just-for-fun-Geschichten wie Pokémon Go. Er kann mit Siri, Google und WhatsApp umgehen, er sucht tatsächlich bereits erste Informationen im Netz, er schreibt Oma, Opa und einigen Freunden Nachrichten und kann jederzeit eine Handvoll "Notrufnummern" anrufen. Das gehört meiner Ansicht nach zur Medienkompetenz dazu, die man frühestmöglich erlernen muss. Unsere Kinder wachsen in einem digitalen Zeitalter auf, unweigerlich jeder wird mit Smartphones, Tablets, Computern, Internet usw. zu tun haben, Berufe gänzlich ohne digitalen Inhalte wird es nicht mehr geben. Sie davor beschützen zu wollen ist ungefähr so sinnvoll, wie Kinder nur mit Pferdekutschen zur Schule zu fahren, da der Straßenverkehr gefährlich ist. Da ist der Weg, Kindern frühzeitig die Gefahren des digitalen Lebens aufzuzeigen, ohne ihnen Angst zu machen und ihnen die Nützlichkeit der unbegrenzten Informationsverfügbarkeit zu zeigen, doch der deutlich bessere Weg. Natürlich gibt es wie üblich den Widerstand der Tugend- und Traditionswächter, die gebetsmühlenartig wiederholen, dass auch wir ohne Smartphones groß wurden. Die sich einbilden, sie würden alle Antworten kennen, die nur zwischen schwarz und weiß als Extreme differenzieren. Es gibt die Grauzone zwischen einem klar reglementierten Umgang und dem laissez-faire-Stil, der anzuprangern ist. Auch hier kann man mit Sicherheit auf den guten, alten Paracelsus zurückgreifen: "Alles ist Gift, nichts ist Gift. Die Dosis macht das Gift."

Unsere klaren Regeln sind: Es ist nicht "sein" Gerät, er hat es von uns geliehen bekommen und wir können es jederzeit wieder einkassieren. Das Handy geht nicht mit in die Schule, er darf es erst nach den Hausaufgaben benutzen und geht abends nicht mit ins Kinderzimmer.