Montag, 17. Oktober 2022

Bundeswehr - Reserve hat Ruh



Im Dezember 2021 bewarb ich mich um eine Stelle als Reservefeldwebel für das Kreisverbindungskommando beworben.

Nach viel - wirklich sehr viel Papierkrieg inklusive Beglaubigung diverser Zeugnisse, einem Empfehlungsschreiben durch das Innenministerium und vielem mehr war es dann am 1. Juni soweit - ich wurde gemustert. Mit 44. Das volle Programm...

Manche Dinge ändern sich nie (Musterungsärzte), andere hingegen schon.

Der CAT-Test hat mich mal kurz an meine Grenzen geführt. Deutsch, Mathe, Mechanik, Englisch, Wissen - kein Thema. Ich dachte aber immer, Logik (wie muss das fehlende Symbol aussehen) sei mein Steckenpferd, aber da haben mich 1/3 der Aufgaben ins Schwitzen gebracht. Über den Reaktionstest mit den blauen und roten Pfeilen reden wir besser nicht. 

Es war eine interessante Erfahrung. Auch das Prüfgespräch mit dem Truppenpsychologen.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein orthopädisches Konsil (ja, mit Mitte 40 können Knie auch mal Ärger machen, wenn einem vor 25 Jahren bei der Bundeswehr ein Meniskus abhanden kommt…), dann stünde einer Reservistenkarriere nichts mehr im Weg.

Wofür das alles? Ich wollte die derzeit vakante Stelle des Verbindungsfeldwebels Sanitätsdienst im Kreisverbindungskommando des Landkreises übernehmen, um im Katastrophenfall die zivil-militärische Zusammenarbeit zwischen Bevölkerungsschutz (DRK, Feuerwehr usw.) und der Bundeswehr zu koordinieren. Meine Erfahrung im Katastrophenschutz sinnvoll weiterhin einbringen.

Ich war in der Folge dieser Musterung beim Orthopäden. Der bescheinigte mir, dass mein Knie durch den fehlenden Meniskus (übrigens, falls ich es noch nicht erwähnt habe: bei der Bundeswehr kaputt gegangen...) angegriffen sei, aber dass ich allgemein einen guten Zustand habe, noch Bergsteigen gehe und das Knie derzeit beschwerdefrei sei. 

Nun, Mitte August hatte ich es dann offiziell: Ich bin "untauglich". Mir wurde seitens des Karrierecenter erläutert, dass die Vorschriftenlage seit dem letzten Jahr besagt, dass auch für einen Laufbahnwechsel in der Reserve zwingend "tauglich 1 oder 2" vorliegen muss. Es wurde seitens des Karrierecenters gegenüber dem BAPersBW argumentiert, dass der für mich vorgeschlagene Dienstposten auch problemlos mit D3 ausgefüllt werden kann - aber offensichtlich: Vorschrift ist Vorschrift und Ausnahmen gibt es keine. Es sei denn, ich würde einen Bundeswehrarzt finden, der mich entsprechend tauglich klassifiziert.

Das ganze übrigens, wer hätte es gedacht, wegen der Arthrose im Knie. Mit Mitte 40 soll das ja vorkommen, da ist kein Knie mehr wirklich jungfräulich... Aber ein Knie, das noch problemlos in der Lage ist, regelmäßige Bergtouren im alpinen Gelände zu überstehen - mit einem grundsätzlichen Fitnesslevel einhergehend, der höher ist als zu meiner aktiven Zeit als Zeitsoldat. Zugegeben, Halbmarathon laufe ich heute nicht mehr, aber wenn ich mir dann noch überlege, was für altgediente Reservisten wir weiland mit nach SFOR und KFOR nahmen, teilweise Mitte 60 aufwärts...

Kommiß kommt eben doch von komisch.

Ach ja, im September bekam ich einen Anruf aus Koblenz - ob ich Interesse an einer Wehrübung hätte. Ich habe auf das Telefonat mit dem Karrierecenter verwiesen und darum gebeten, erst einmal die Akten zu pflegen. Schriftlich habe ich das ganze bis heute nicht. Interesse und Lust hätte ich nach wie vor, aber die Bundeswehr scheint sich derzeit selbst im Weg zu stehen.

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