Gerade die über Twitter geführte Debatte habe ich einige Zeit mitverfolgt. Hier einige Stilblüten:
160.000 Tweets zum Thema #Aufschrei. Ein klarer Beweis dafür, dass Sexismus ein Alltagsproblem in Deutschland ist, so die vorherrschende Meinung in Presse und Feministenbewegungen. Falsch. Ein klares Beispiel dafür, wie die sogenannte Qualitätspresse gezielt eine Debatte über das zugegebenermaßen unhöfliche Verhalten eines alternden Politikers in Zeiten des beginnenden Wahlkampfs lanciert. Ich will es nicht schön reden, sexualisierte Gewalt, Übergriffe und jedes unerwünschte Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen ist verachtenswert. Auch mag jeder Mensch die Grenze für sich selbst definieren, wo tatsächlich der Tatbestand der (verbalen) Belästigung anfängt, muss sich dann aber unter Umständen die Frage nach einer gewissen Überdramatisierung gefallen lassen.
Gestehen wir uns ein, dass die Realität, somit auch meine eigene, stets subjektiv eingefärbt ist, dennoch halte ich Sexismus in Zeiten, in denen RTL-Formate wie Bauer sucht Frau deluxe (a.k.a. Bachelor) Hochkonjunktur und 7stellige überwiegend weibliche Zuschauerzahlen haben, in denen Pro7 mit Stereotypen wie in "The beauty and the nerd" erfolgreich an den Start geht und "Germanys next Topmodel" in der gefühlt 789. Staffel aufgelegt wird, für eine scheinheilige, verlogene Debatte. In Zeiten, in denen sich Romane wie die Twighlight-Saga oder Hausfrauenpornos wie Shades of Grey in die Bestsellerlisten schieben, in denen es schlussendlich um nichts anderes geht als um das Rollenverständnis zwischen Mann und Frau und sich die Hauptprotagonistinnen nur zu gerne dem Mann und seinem Willen unterwerfen, belegt #Aufschrei lediglich, dass es erneut eine kleine Minderheit dank sozialer Medien geschafft hat, einem Thema überproportional viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wieder ein Beispiel dafür, wie soziale Medien geschickt durch einige wenige Demagogen oder in diesem Fall Demagoginnen (um dem Gendermainstreaming gerecht zu werden) genutzt werden um ein Problem aufzublasen, dem empirischen Forschungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht die Bedeutung beimessen würden, die es jetzt erhält. Von den Piraten als erfolgreiche "Internetdemonstration" gefeiert, fällt mir abschließend nur noch dieses Zitat ein:
Jeder übermäßig großen Versammlung gleichdenkender Individuen, und seien ihre Absichten auch noch so rechtschaffen, haftet ein Hauch von Lynchmob oder Lemming-Wanderung an.
P. J. O'Rourke
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