Der Bundesparteitag der FDP beschließt, sich für eine Impfpflicht einzusetzen. Bravo! Doch schon werden erste Stimmen laut, ob das denn mit dem Liberalismus zu vereinen sei. Man könne doch Eltern nicht das Selbstbestimmungsrecht nehmen. Und das auch durchaus nicht nur von außerhalb, auch innerhalb der Partei vertritt eine laute, emotionale Minderheit diese Ansicht.
Mein Kommentar FÜR eine Impfpflicht und warum das durchaus liberal ist:
Wir akzeptieren eine Gurtpflicht, Kindersitze usw. Weil es vernünftig ist und unsere Kinder schützt. Wir wollen aber zulassen, dass Eltern ihre Kinder umbringen, dass sie an Pertussis, Polio, Tetanus, Epiglottitis oder anderen vermeidbaren tödlichen Krankheiten sterben, da man nicht in das Recht der Selbstbestimmung der Eltern eingreifen will? Schlimmer noch: man soll akzeptieren, dass andere durch das Aushöhlen der Herdenimmunität gefährdet werden? Was kommt als nächstes? Wollen wir uns dafür einsetzen, dass Eltern ihre Kinder körperlich züchtigen dürfen? Eltern ermöglichen, auf medizinische Behandlungen zu verzichten, die lebensrettend sind? Sind ja ihre Kinder...
Ich verstehe nicht, warum man aus rein ideologischen Gründen Kindswohlgefährdung zulassen möchte. Rein um des Prinzips Willen sollen Unschuldige auf dem Altar des Liberalismus geopfert, vermeidbare Todesfälle hingenommen werden. Dass Aufklärung nicht funktioniert, sieht man doch. Absolventen der YouTube-University, school of life und Verschwörungstheoretiker aller Länder wittern die böse, böse BigPharma hinter der ständigen Impfkommission, hinter dem Robert-Koch-Institut und jeder einzelnen Studie über Wirksamkeit von Impfungen. Kein Mythos übers Impfen, keine Story ist zu abstrus, um nicht von Impfgegnern gläubig aus dem Netz gesaugt zu werden. Man vertraut durchgeknallten Esoterikern, nicht aber der übergroßen Mehrheit der Mediziner. Wohlgemerkt, wir reden hier nicht über eine Grippeschutzimpfung, wir reden über Polio, Diphterie, Tetanus und weitere mit absoluter oder hoher Wahrscheinlichkeit tödlich verlaufenden Krankheiten. Auch bei Masern ist die Letalität mit 1/1.000 bis 1/10.000 deutlich zu hoch, als dass das als akzeptables Restrisiko gelten kann. Und jetzt höre ich, dass man verantwortungsvolle Eltern doch nicht bevormunden kann? Bullshit! Verantwortungsvollen Eltern ist eine Impfpflicht völlig egal, sie impfen ihre Kinder! Es geht um die verantwortungslosen Eltern, die das nicht tun. Die Freiheit endet dort, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird. Die Freiheit auf die Selbstbestimmung der Eltern endet bei der Gesundheit ihrer Kinder.
Diejenigen, die uns näher kennen, kennen die Geschichte: Unser Sohn starb um ein Haar, da er sich mutmaßlich bei nichtgeimpten Kindern mit HiB infiziert hat. Bei ihm versagte die Impfung, er wäre beinahe an einer Epiglottitis jämmerlich erstickt und lag mehrere Tage intubiert und beatmet auf der Intensivstation einer Uniklinik. Der behandelnde Professor sagte, dass die nahezu ausgerottete Krankheit, bis in die 80er Todesursache Nummer 1 bei Kleinkindern, wieder auf dem Vormarsch ist. Einen so schweren Fall wie bei unserem Sohn hätte er das letzte Mal in den 80ern gesehen und damals ging das anders aus. Wir haben bis heute mit den Folgen zu kämpfen.
Aber klar: Wir sind Liberale. Wir schreiben anderen nichts vor. Wenn Unschuldige sterben: Scheißegal, weil: Wir sind liberal!
P.S.: Mich macht dieser Beschluss - im Gegensatz zu anderen Beschlüssen - sehr stolz auf die FDP.
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