Dienstag, 1. Dezember 2009

Ladenöffnungszeiten

Neues aus Absurdistan...

Wie heute zu lesen ist, haben die obersten Richter in Karlsruhe entschieden, dass am Sonntag shoppen die Ausnahme bleiben muss. Das liberale Berliner Ladenöffnungsgesetz wurde gekippt, die Kirchen hatten dagegen geklagt.

Zur Begründung lassen die Karlsruher Verfassungswächter verlauten, Sonn- und Feiertage seien als "Tage der Arbeitsruhe" aus religiösen Gründen, aber auch zur persönlichen Erholung der Arbeitnehmer und ihrer Teilhabe am sozialen Leben geschützt. Nach dem sogenannten Weimarer Kirchenartikel 139, der aus der Reichsverfassung von 1919 ins Grundgesetz übernommen worden war, sind Sonntage grundsätzlich Tage der Arbeitsruhe und der "seelischen Erhebung".

Das möchte ich von den Damen und Herren in ihren schicken bordeauxroten Roben nun folgenden Arbeitnehmern erklärt haben: Alten- und Krankenpflegern, Ärzten, Apothekern, Rettungsdienst- und Feuerwehrpersonal, Polizisten, Soldaten, Piloten mitsamt den Flugbegleitern, Taxi- und Busfahrern, Zugführern und Zugbegleitpersonal, Personal in der Schifffahrt, Beschäftigten in Tankstellen, das gesamte Hotel- und Gastronomiegewerbe, Angestellten der unzähligen Notdienste, angefangen beim ADAC bis hin zum Schlüsselnotdienst, Straßenwacht, Personal der Rundfunk- und Fernsehsender, Angestellten in Elektrizitäts- und Wasserwerken, 24h-stündigen Callcentern wie Supporthotlines, in der Landwirtschaft Tätigen usw. Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Diejenigen, die wie selbstverständlich zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch an Sonntagen ihrer Tätigkeit nachgehen und hier jetzt nicht aufgeführt wurden, bitte ich um Verzeihung.

Man schreit geradezu nach einer Entbürokratisierung unseres Landes, nach einer Verschlankung des Systems, des gesamten Apparates. Man spricht von Überregulierung durch die Politik. Und was passiert? Vor einiger Zeit ging ein pseudomoralischer Aufschrei des Entsetzens durch das Volk, als die Ladenöffnungszeiten an den Abenden großzügig ausgeweitet wurden. Dies würde sich nicht lohnen, so die Meinung des Stammtisches. Die Verkäufer/innen würden ja ausgenutzt, müssten 12h am Tag arbeiten. Dass weiterhin Gesetze über die Arbeitszeit ihre Gültigkeit behalten, wurde ebenso übersehen wie die Tatsache, dass eine Erweiterung der Ladenöffnungszeiten eine "kann-" und keine "muss-Regelung" darstellt. Würde es sich für die Einzelhändler nicht lohnen, würden sie die Läden weiterhin um 18:30 Uhr schließen. Natürlich wurde die Familie in den Vordergrund gerückt, es sei zuviel verlangt, an Sonntagen arbeiten zu gehen, es würde Familien zu sehr belasten, es sei geradezu unzumutbar. Warum eine Verkäuferin in einem Supermarkt besser gestellt werden soll als all diejenigen, die oben aufgeführt wurden, ist mir bis heute schleierhaft.

Nun streikt eine Gewerkschaft dafür, dass die armen Beschäftigten im Einzelhandel nicht auch noch sonntags arbeiten dürften, die Kirchen gehen auf die Barrikaden und das Bundesverfassungsgericht folgt lammfromm den Forderungen. Soviel zum Thema Trennung von Staat und Kirche...

Die Gesellschaft wandelt sich, die Ansprüche an Dienstleistungen und Kundenservice wachsen, in vielen Ländern ist es bereits eine Selbstverständlichkeit, zumindest in den Großstädten rund um die Uhr einkaufen zu gehen. Natürlich lohnt sich das nicht für den kleinen "Tante-Emma"-Laden auf dem Dorf, aber die Entscheidung, ob ein Geschäft geöffnet sein soll oder nicht sollte doch bitte beim Geschäftsführer liegen und nicht in der Politik und schon gar nicht bei den Kirchen.

Ach ja, eine Berufsgruppe habe ich vergessen: Pfarrer arbeiten bekanntlich auch sonntags.


Mittwoch, 25. November 2009

Rennie räumt den Magen auf

Gestern war ich in einer Apotheke.

"Guten Tag, ich hätte gerne ein Paket Rennie gegen Sodbrennen."

Soweit wohl noch nichts ungewöhnliches. Die nette Apothekenfachangestellte kam mit einem 24er-Päckchen.

"Nein, haben Sie denn da keine größeren Päckchen?"

Sie kam mit einer 36er-Schachtel.

"OK, wir nähern uns dem, was ich will... Sie müssen verstehen, meine Frau ist Schwanger."

Sofort war ich umsorgt von drei Apothekenfachangestellten. Es ging im Chor: "Oh je, ihre arme Frau... Hat sie denn so dolles Sodbrennen? Ja wie lange ist es denn noch? Wirds ein Junge oder ein Mädchen? Hach ja, das ist schon schwierig in der Schwangerschaft... Ja isst sie denn zuviel Süßes? Ach nein, das Kind drückt halt auch gegen den Magen. Richten Sie Ihrer Frau die besten Grüße aus!"

Nach einer Lebensbeichte und einem Grundkurs in weiblicher Anatomie während der Schwangerschaft verließ ich die Apotheke mit einer 120er-Familienpackung.

Hier noch der neueste Schnappschuss von Junior, aufgenommen vergangenen Montag! Er wächst und gedeiht prächtig!



Und ja, ich gestehe, so ein bisschen Schadenfreude empfinde ich dann doch, wenn er tritt und boxt und sie ständig auf die Toilette verschwindet weil die Blase wohl ein wunderbares Trampolin darstellt. Es ist ja nicht so, dass ich ihn anfeuern würde...

Wobei - doch! Genau das tu ich von Zeit zu Zeit ;-)


Dienstag, 24. November 2009

Vectra - designed by Lamborghini

Ein Tuningvorschlag der besonderen Art:

Seitenscheibe in einem Vectra in modern-spaciger Dreiecksplatzierung. Das Design drückt die sportive Eleganz dieses Pampers-Bomber-Boliden aus. Mit diesem Gadget sticht man aus der breiten Masse der urbanen Kombiflotte heraus.

Die unwesentlichen Nachteile, z.B. dass man die Scheibe nicht mehr schließen kann oder dass diese unter Spannung stehende Glasfläche bei jedem Schlagloch platzen könnte, werden durch das optische Highlight mehr als nur ausgeglichen.



Was ist passiert? Eine der Führungsschienen in der Tür hat sich nach 12 Jahren treuen Diensten verabschiedet. Der kräftige Stellmotor drückte und zerrte dennoch weiter an der Scheibe, dass diese um Gnade winselnd einseitig eingezogen wurde.

Neue Führungsschiene plus Stellmotor plus Einbau: knappe 300 € *seufz*

Dienstag, 27. Oktober 2009

Anschnallen? Wozu das denn?

Anschnallen? Wozu das denn? Seit vielen Jahren fahre ich jetzt Auto, ich hatte noch nie einen Unfall. Ich fahre zwar täglich 200 km, aber ein Unfall passiert mir doch nicht. Und wenn, dann bestimmt kein schlimmer. Außerdem ist es ja erwiesen, dass auch das Anschnallen Gefahren in sich birgt, man kommt ja unter Umständen nicht aus seinem Auto heraus. Seitdem ich in der BILD-Zeitung gelesen habe, dass ein Mann sich mit dem Sicherheitsgurt bei einem Unfall stranguliert hat, rate ich auch jedem ganz dringend davon ab, sich anzuschnallen. In Explosiv auf RTL habe ich das übrigens auch gesehen! Ich schnalle auch meine Kinder nicht an, statistisch gesehen ist es ja schließlich unwahrscheinlich, dass ich einen Unfall habe. Ich weiß schon, was ich tue und lasse mir doch nicht von irgendwelchen Politikern reinreden.

Klingt das dämlich? Möchte man nicht geradezu herausschreien, dass das absolut verantwortungsloses Handeln darstellt?

Dann lasst uns das Wort "anschnallen" doch einmal durch "impfen" ersetzen, den Text etwas anpassen und schauen, ob wir dann noch der gleichen Meinung sind:

Impfen? Wozu das denn? Seit vielen Jahren lebe ich gut ohne Impfungen, ich wurde noch nie ernsthaft krank. Ich habe zwar täglich mit vielen Menschen zu tun, aber ich stecke mich nicht an. Und wenn, dann wird das bestimmt nicht schlimm. Außerdem ist es ja erwiesen, dass auch das Impfen Gefahren in sich birgt. Seitdem ich in der BILD-Zeitung gelesen habe, dass man auch durch das Impfen krank werden kann, rate ich auch jedem ganz dringend davon ab, sich impfen zu lassen. In Explosiv auf RTL kam ja auch ein Bericht, dass die Impfung gefährlich ist. Ich impfe auch meine Kinder nicht, statistisch gesehen ist es ja unwahrscheinlich, dass ausgerechnet sie an Masern, Windpocken oder einer Grippe sterben können. Ich weiß schon, was ich tue und lasse mir doch nicht von der WHO oder dem Robert-Koch-Institut reinreden. Alles nur Pharma-Lobby!

Sonntag, 25. Oktober 2009

Grippe - Reloaded

Passend zum letzten Eintrag meinte Matthias, dem ich übrigens hiermit zu seiner neu entdeckten Medienkompetenz gratulieren will, mir nachfolgenden Wunsch für meinen morgigen ersten Arbeitstag nach der Krankenwoche mit auf den Weg zu geben:


Samstag, 24. Oktober 2009

Grippe: Neu, alt oder Schwein?

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie... Ich wurde vor einiger Zeit damit betraut, mir um solche Dinge wie "betriebliche Pandemieplanung" und ähnliches Gedanken zu machen. Anfänglich drohte ich an meinem eigenen inneren Widerstand zu scheitern. "Wofür braucht man denn diesen Mist?" fragte ich mich. Ich hielt die Schweinegrippenhysterie für maßlos übertrieben, von den Medien gemacht und wollte nicht in die gleiche Kerbe hauen wie RTL, Pro7 und so weiter. Ich sehe das nach wie vor so. Diese Woche Mittwoch war der Header in der BLÖD doch tatsächlich: Schweinegrippe, Professor befürchtet 35.000 Tote! Ich weigere mich, das jetzt näher zu kommentieren...

Wie auch immer, irgendwann besann ich mich darauf, in welchem Verein ich eigentlich arbeite und begann, über den Tellerrand des H1N1 hinauszuschauen und mich mit der Thematik Pandemie losgelöst von Schweine-, Mexico-, Neue- oder Mallorca-Grippe zu befassen und musste feststellen: In so ziemlich jedem Bereich beschäftigen wir uns mit Worst-Case-Szenarien. Im Bereich des Rettungsdienstes, im Bereich des Katastrophenschutzes, Zivil- und Bevölkerungsschutz... Nur wenn es um die drohende, zugegebenermaßen etwas abstraktere Gefahr einer Pandemie geht, dann tun wir das mit einem Schulterzucken ab. "Die von der Presse übertreiben ja..." Im gleichen Atemzug aber werden dutzende Artikel zitiert, die sich mit den Gefahren der Schweinegrippen-Impfung beschäftigen. Interessanterweise wird hier nicht übertrieben. Dass ein solcher Plan bei jedweder Art von Pandemie anwendbar ist, Vertretungsstrukturen klar geregelt, Infrastrukturen geschaffen werden und schlussendlich eine Handlungssicherheit darstellt, eine Planung, die bei Bedarf einfach nur aus der Schublade gezogen werden muss, das erkennen nur die wenigsten auf Anhieb.

Nun ja, nach einigen Widerständen wurden Handlungshilfen für die betriebliche Pandemieplanung ausgearbeitet und verbreitet. In einem weiteren Schritt wurde dank der glänzenden Vorarbeit benachbarter Verbände (warum immer das Rad neu erfinden?) ein Pandemieplan für die Geschäftsstelle ausgearbeitet, jetzt werden sich höhere Gremien damit befassen und irgendwann wird das verabschiedet werden.

Warum ich eingangs anfing mit "es entbehrt nicht einer gewissen Ironie..."? Nun ja, ich vermute, es hängt mit meinem Berlin-Trip zusammen, aber seit dem letzten Wochenende fülle ich Taschentücher, platzen mir die Lippen auf, belle ich, dass unser Hund neidisch wird, schniefe vor mich hin... Kurz: Ich hab ne Grippe. Ob es die Schweinegrippe ist? Vermutlich nicht, aber wie mir mein Hausarzt mitteilte, eigentlich auch schwierig, festzustellen. Es gibt keine Schnelltests. Und wenn ich eine Blutuntersuchung wollte, müsste ich diese selbst bezahlen. Mir gibt das zu denken... Woher haben die Sozialministerien der Länder dann ihre Zahlen? Woher wissen wir, dass es bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Deutschland 29.598 Fälle der Schweinegrippe gab? Fragen über Fragen und doch so wenig Antworten.

A propos "Fragen": Eine hätte ich dann doch noch! Warum wird man immer dann krank, wenn man es am allerwenigsten gebrauchen kann? Montag und Dienstag hätte ich zur IHK nach Nürnberg wollen um endlich meinen Fachwirt zum Ende zu bringen. Pustekuchen! Mit Fieber habe ich mir diese Reise erspart... Leider finden diese Prüfungen lediglich halbjährlich statt, das nächste mal also wieder im März oder April. Bei meinem Glück liegt der Termin derart ungünstig, dass er mit der Geburt unseres Sohnes kollidieren wird. Also wird es wohl Oktober 2010 werden, bis ich das endlich abgeschlossen habe.

Mittlerweile gehts mir wieder halbwegs gut, ich werde Montag endlich wieder zur Arbeit gehen. Hier zu Hause fällt mir dann doch die Decke auf den Kopf...

Dienstag, 6. Oktober 2009

Das Ende der großen Koalition

Gestern hatten wir das weiter unten bereits näher beschriebene "Outing". Es wird keine weibliche Übermacht geben, ab März ist Schluss mit der großen Koalition, die männliche Fraktion wird eine gemütliche 2/3-Mehrheit erreichen und ist somit uneingeschränkt beschlussfähig.


Wenn auch in unangemessener Pose, hier der endgültige, zweifelsfreie Beweis. Nach Aussage des Gynäkologen steht nicht zu befürchten, dass "er" bei der Geburt abfällt:


Ein Überhangmandat des weiblichen Hundes ist in diesem Zusammenhang nach dem Urteil der BVerfG (Björn'schen Verfassungsgerichts) nicht zulässig.

Montag, 5. Oktober 2009

Oh Du mein Zugführer!

Das vergangene Wochenende habe ich mal wieder in Pfalzgrafenweiler verbracht. Ich darf mich ja Instruktor für Führungskräftequalifikation nennen und habe von dem damit verbundenen Recht, aus dem Roherz der Freitagabend angereisten Zugführer in spe eisenharte Führungskräfte zu schmieden, ausgiebig Gebrauch machen wollen. Bereits im obligatorischen Stau auf der A81 überlegte ich mir diverse Gemeinheiten für das berühmt-berüchtigte sonntägliche Planspiel und noch allerlei andere Winkelzüge, um die Lehrgangsteilnehmer zu f(ö)ordern.

Zugegeben, meine Ansprüche an Eisen haben sich im Laufe dieses Lehrgangs doch deutlich gewandelt.

Hin und wieder habe ich den Eindruck, dass einige wenige nicht den notwendigen Ernst an der Sache sehen und den Lehrgang für ein "ich-geh-da-halt-mal-hin-und-sitze-die-Zeit-ab"-Event halten. Dieser Zahn konnte aber schnell gezogen werden und bei der Theorieprüfung zeigten sich die vorhandenen Defizite in schmerzhafter Weise. Schmerzhaft vor allem für mich bei der Korrektur der Arbeiten... Den Teilnehmern die immense Verantwortung, die sie kraft Amtes für Betroffene, eigenes Personal, Fahrzeuge und Material tragen, klarzumachen, ist sicher eine der Hauptaufgaben dieses Lehrgangs. Ich unterstelle allerdings der einen oder anderen Leitungskraft in den Kreisen, dass sie nicht den Mut aufbringen, ihren Zugführeraspiranten zu sagen, dass das wohl doch nicht so das Richtige für sie ist. Ein teurer schwarzer Peter, der den Instruktoren zugeschustert wird, wenn ihr mich fragt...

Aber dennoch, es war faszinierend und schön zugleich zu beobachten, wie aus dem Haufen teilweise nervöser Teilnehmer vom Freitagabend bis zum Sonntagnachmittag Führungskräfte wurden, die entsprechende Techniken erfolgreich anwenden können, Entscheidungen treffen und tatsächlich Struktur in ein Chaos bringen können. Ich denke, die allermeisten sind auf einem guten Weg und mit etwas Praxiserfahrung wird aus ihnen doch noch der eisenharte "Highlander". Wir wissen ja: "Es kann nur einen geben!"

Alles in allem war der Lehrgang eine runde Sache und zumindest ich hatte meinen Spaß. ;-) Das Feedback der Teilnehmer war einhellig: Der beste Lehrgang, den sie bislang besucht haben. Das macht mich dann doch so ein kleinwenig stolz, irgend etwas scheinen wir ja dann doch richtig gemacht zu haben.

In diesem Sinne: Nichts ist geiler als Pfalzgrafenweiler! Bis zum nächsten mal in diesem Theater...

Dienstag, 29. September 2009

Von Schwangeren und anderen Aliens

Zänkisch, streitsüchtig, launisch, zickig, verfressen... Das und noch sehr viel mehr sagt man Schwangeren im Allgemeinen nach.

Ich muss jetzt wirklich einmal eine Lanze für meine Frau brechen. All diese Attribute treffen natürlich auch auf sie zu, (vorsorglich gehe ich bei diesem Satz in Deckung) aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie wir es vielfach bei anderen erleben. Nein, ganz ehrlich, ich habe das schon wesentlich schlimmer erlebt, sie erlöst mich gerade von meinem Schwangerschafts-Trauma aus früheren Zeiten.

Wie es sich in der heutigen Zeit gehört, sind wir Mitglied in diversen Foren und Online-Communities. Gut, zugegeben, in den Schwangerschaftsforen im Internet ist sie Mitglied, nicht ich, das möchte ich ganz klar stellen! In den unterschiedlichsten Themengebieten wird dort diskutiert, sich in diversen Gruppierungen zusammengerottet. Mein Favorit ist ja die Gruppe der "März-Babys". Der geneigte Leser vermutet richtig: Es gibt auch "Januar-Babys", "Februar-Babys" und so weiter. In diesen Gruppen sind dann all diejenigen, die - na, wer errät es? - Richtig, im März ihr Kind zu Welt bringen. Nebenbei wird dann natürlich auch noch festgestellt, welche Promis im gleichen Monat ihren Nachwuchs herauspressen. Man hält sich gegenseitig auf dem Laufenden, wie die letzte Vorsorgeuntersuchung lief, berät sich über Namen, tauscht mehr oder weniger sinnvolle Tipps gegen die diversen Wehwehchen aus.

Man kann dort auch was lernen, so war mir beispielsweise der Begriff "outing" in Verbindung mit einer Ultraschalluntersuchung bislang gänz
lich unbekannt. Beim Outing wird nicht etwa, wie ich prompt assoziierte, die sexuelle Orientierung schon pränatal festgestellt, vielmehr wird das Geschlecht bestimmt (oder es bleibt beim Versuch, da der Fötus sich schamhaft zur Seite dreht). Ich hatte ja beim letzten Ultraschall den Eindruck, der Zwerg hätte mir den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt und sich dann zur Seite gedreht... Aber das täuscht. Ganz sicher!

Regelmäßig brieft mich meine bessere Hälfte mit den Dingen, die grade so in diesem Forum passieren. So ließ sie mich teilhaben an Diskussionen über "Sex in der Schwangerschaft"... Leute, ihr glaubt nicht, was es für Frauen auf dieser Welt gibt. Angefangen von der wilden These, dass Sex dem Kind schadet bis hin zur nicht minder verwegenen Theorie, dass der männliche Samen die Gebärmutter "aufweicht" und es zu Frühgeburten kommen kann, liest man da so ziemlich alles. Derart abstruses Halbwissen in der heutigen, angeblich ach so aufgeklärten Zeit? Ich hätte es nicht für möglich gehalten.

Ähnlich irritierend sind Diskussionen über so ziemlich jedes andere Thema die Schwangerschaft betreffend. Der Klassiker ist sicher "Ich höre mit dem Rauchen nicht auf, weil der Fötus sonst ja einen Entzug mitmachen muss..." Kopf -> Tisch!!!

Ansonsten aber bestärkt man sich in diesen Forum gegenseitig, wie überaus einzigartig man als Schwangere nun ist. Wie zerbrechlich Schwangere doch sind und wie grausam doch die Schmerzen einer Geburt sein müssen, die ein Mann niemals wird nachv
ollziehen geschweige denn jemals wird ertragen können.

Ganz trocken habe ich neulich einmal festgestellt: Seit Millionen und Abermillionen von Jahren bringen weibliche Säugetiere lebende Junge zur Welt. So schlimm kanns also nicht werden...

Und soll ich euch was sagen? Meine Frau gab mir Recht!


Freitag, 25. September 2009

Intelligenz per Namensgebung: Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose

Wie seht ihr das? Seid ihr mit eurem Namen auch gestraft? Oder habt ihr das Glück, Sprösslinge der geistigen Elite zu sein und dementsprechend intellektuell klingende Namen? Welche Namen sind für euch mit "Verhaltensauffälligkeiten" verbunden? Welche Vorurteile pflegt ihr?
Ich selbst habe das zweifelhafte Glück vieler Mitte/Ende der 70er zur Welt gekommenen, deren Eltern Tennis-Fans waren und bekam den Namen "Björn" verpasst. Die Ü30er wissen, dass Björn Borg nicht nur Unterwäsche verkauft sondern auch mal ein passabler Tennisspieler war. Man sollte meinen, meine sportliche Zukunft wäre mir somit in die Wiege gelegt worden, aber... Nun ja, lassen wir das. Es genügt wohl zu sagen, dass ich schon bei der Bundeswehr Sportabwehrsoldat war.
Andererseits assoziiert man mit vielen Namen auch gleich die Herkunft oder die Intelligenz eines Menschen. Ich habe noch keinen intelligenten Ingo kennengelernt (vielleicht ist die Werbung schuld... Super, Ingo!), sehe bei Uschi eine wasserstoffblonde Friseuse vor mir und habe auch so mit einigen der heute die Hitlisten anführenden Kindernamen so meine Probleme.
Meine derzeitigen Favoriten unter den "No-Go-Namen" sind die meisten der "tsch" oder "sch"-Namen, die von übergewichtigen Mamis quer über den Spielplatz gebrüllt werden. Man sieht die Mutter, man sieht das Kind und vor dem geistigen Auge sieht man die Hartz VII-Empfänger von 2020.
Also Tschennifär, Tschakeline, Schanette, Schantal, Tschulijette, Tschastin, Tschulian... Diesen Kindern spreche ich einfach die Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft ab, sie sind mit diesen Namen definitiv benachteiligt. Es scheint nicht nur mir so zu gehen, wenn man folgendem Spiegel-Artikel glauben schenken darf:
Sophie und Alexander haben Glück: Ihre Lehrer halten sie für leistungsstärker als Kinder, die Chantal oder Justin heißen. Eine Studie zeigt, dass Grundschulpädagogen Vorurteile gegen bestimmte Vornamen hegen - und manche Kinder deswegen sogar als besonders verhaltensauffällig einstufen.
Sie sieht umwerfend aus, sie setzt sich für die Armen und Schwachen ein, sie ist reich, sie hat eine tolle Karriere gemacht. Über Angelina Jolie lässt sich viel Gutes sagen. Allerdings taugt sie nicht zum Vorbild, wenn man auf Namenssuche fürs eigene Kind ist. Wer seine Tochter Angelina nennt, verbaut ihr unter Umständen eine reibungslose Schulkarriere.
Denn Grundschullehrer trauen kleinen Angelinas einfach weniger zu als kleinen Hannahs, Sophies, Charlottes, wie eine Studie der Universität Oldenburg zeigt. Einen noch schlechteren Ruf haben allerdings Chantals und Mandys.
Die Studie ist die Master-Arbeit von Lehramtsabsolventin Julia Kube, 24. Sie hat 2000 Lehrer online zu ihren Namensvorlieben und den zugehörigen Assoziationen befragt. Darunter Fragen wie: Welche Vornamen würden Sie Ihrem Kind auf keinen Fall geben? Nennen Sie Namen, die bei Ihnen Assoziationen zu "Verhaltensauffälligkeit" hervorrufen! In einem zweiten Schritt ließ Kube die Lehrer dann vorgegebene Namen bewerten.
[...]
Als eher freundlich und leistungsstark gelten den Grundschullehrern Jungen mit den Namen Alexander, Maximilian, Simon, Lukas und Jakob. Positiv bewertete Mädchennamen sind Charlotte, Nele, Marie, Emma und Katharina.
Auffällig schlecht bewerten die Lehrer die Namen Chantal, Justin, Dennis, Marvin und Jaquelin. Doch die Höchststrafe für Kinder lautet nach Ansicht der Grundschulpädagogen Kevin. Er führt die Rangliste der unbeliebten Namen an, gilt als verhaltensauffällig und leistungsschwach. Eine befragte Lehrerin kommentierte: "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose."
[...]
Quelle: Spiegel.de
Weiterführende Literatur: Kevinismus