Heute wurde ich aus Feuerwehrkreisen gefragt, wie ich die Sache mit dem Coronavirus einschätze. Ich habe mit mir gehadert, ob ich mich dazu öffentlich äußere oder nicht, da man derzeit dazu neigt, Stimmen der Mahnung in die Ecke von Verschwörungstheoretikern zu drängen. Wer mich näher kennt, weiß, dass nichts der Wahrheit ferner liegen könnte.
Dennoch empfinde ich die momentanen Beschwichtigungs- und Relativierungsbemühungen seitens der Bundesregierung und einem großen Teil der Medien vom objektiven Standpunkt her als ebenso danebenliegend wie die schon beinahe ans hysterisch grenzende Twitter-Gemeinde und Boulevard-Presse.
My 2 Cents zu diesem Thema:
Ich betrachte die Sache tatsächlich mit steigender Sorge. Wenn man ein paar Fakten zusammennimmt, die in den letzten Tagen vor allem auch in der ausländischen Presse bekannt wurden, ergibt sich folgendes Bild:
- Die Inkubationszeit beträgt bis zu 28 Tage (nicht 14, wie bislang gedacht)
- mehrfach negativ getestete Personen haben dennoch das Virus übertragen
- die Krankheit kann symptomfrei und mit sehr mildem Verlauf von statten gehen und wird oft nicht erkannt
- die Erkrankungsdauer wird mit bis zu 6 Wochen angegeben, bereits gesundete Patienten bleiben in China weitere 14 Tage unter Quarantäne
Man kann also davon ausgehen, dass zehntausende von Überträgern unerkannt und damit nicht in Quarantäne sind - auch in Europa, wie Italien im Moment mit den ersten Todesfällen beweist. Das Virus mag weniger ansteckend sein wie die normale saisonale Influenza, dennoch können wir bereits jetzt von einer Epidemie sprechen, die Gefahr einer Pandemie ist definitiv gegeben. Die vorbeugenden Quarantänemaßnahmen sind vor diesem Hintergrund eigentlich völlig für die Katz und machen nur bei vermutlich Erkrankten in beschränktem Umfang zur Beobachtung und rechtzeitiger medizinischer Intervention Sinn. Ausgangssperren über ganze Landstriche verhängen, Touristenhotels mit 1000 Gästen unter Quarantäne stellen - verhindern lässt sich die Ausbreitung so wohl nicht, allenfalls verlangsamen. Das Virus jedenfalls macht in einer globalisierten Welt an Grenzen keinen Halt.
Die Letalität liegt derzeit bei 3%. Wenn man postuliert, dass die Dunkelziffer durch symptomfrei Erkrankte oder zumindest mit mildem Verlauf Erkrankte deutlich höher ist als bekannt, dann dürfte die Letalität zunächst einmal noch deutlich sinken. Das klingt im ersten Moment beruhigend, auch wird sehr oft der Vergleich zur "normalen" Influenza bemüht. Ich bin mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass das eine zu undifferenzierte Sichtweise ist, denn:
- bei der Influenza gibt es trotz Impfung jährlich zigtausend Tote - für dieses Coronavirus existiert aber vermutlich über Jahre hinaus keine Impfung. D.h., immungeschwächte und lungenerkrankte Personen können sich nicht prophylaktisch schützen - und genau in dieser vulnerablen Gruppe passieren die tödlichen Krankheitsverläufe.
- Man geht von einem milden Verlauf bei 80% der Infizierten aus. Das ist im ersten Moment auch beruhigend, aber nur so lange das ganze nicht wirklich größere pandemische Ausmaße annimmt. Sollte das tatsächlich passieren, sind unsere Ressourcen für die übrigen 20%, die medizinische bis intensivmedizinsche Behandlung und Betreuung benötigen, sehr schnell am Ende angelangt. Und dann ist der Moment erreicht, in dem die Letalitätsrate die 3% sehr schnell überschreitet.
Sich darauf zu berufen, dass die Mehrheit ja einen milden Krankheitsverlauf haben dürfte, sogar milder als bei einer Grippe und darum kein Grund zur Sorge bestünde, ist den Alten, den Gebrechlichen und unseren Kleinkindern gegenüber mehr als nur zynisch, dieser Aussage haftet etwas darwinistisches an.
In meinen Augen wäre es seitens der Bundesregierung rein prophylaktisch sinnvoll, sehr schnell im Rahmen des Bevölkerungsschutzes Kapazitäten in Form von Lazaretten aufzustellen. Richtige Notlazarette haben wir in keiner Vorhaltung für den nationalen Bevölkerungsschutz mehr, und das wird sich irgendwann rächen. Hoffentlich nicht bei dieser "Pandemie", sofern es eine ist, aber irgendwann... Spahn irrt meiner Ansicht nach, wenn er der Ansicht ist, dass die nationalen Pandemieplanungen ausreichend seien.
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