Björn Vetter - privater Blog: Politik - Vaihingen - Kommunales - Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) - Bevölkerungsschutz - Bundeswehr - Sozial- und Gesundheitswesen - Social Media - BWL - Marketing - EinsatzVeteran - Segelfliegen - Motto: Proud to be a nerd! Gebloggt wird, was bewegt.
Dienstag, 12. November 2013
Hältst Du Vorträge oder spielst Du Powerpoint-Karaoke?
Inspiriert durch einen Artikel in "the next web" und vielfältigen Erfahrungen auf Tagungen, sowohl als Referent als auch als Teilnehmer, möchte ich mich mit dem dreckigen Dutzend beschäftigen, mit den Top 12 der Todsünden, mit denen man seine Zuhörer notorisch langweilt. Auch ich bin bei weitem nicht davor gefeit, immer wieder gegen eine oder mehrere dieser Punkte zu verstoßen. Daher ist es gut, sich diese goldenen Regeln immer wieder selbst ins Gedächtnis zu rufen.
1. Nutzt Du Powerpoint oder hast Du wirklich etwas zu sagen?
Keine Frage, Powerpoint, Prezi und Co sind prima Mittel, um einen Vortrag visualisierend zu begleiten. Wie gesagt, den Vortrag, also euch als Redner - nicht umgekehrt! Wir alle haben es sicher schon erlebt, dass sich Vortragende krampfhaft an einer Präsentation entlang hangeln und man sich fragt, ob er sich die Informationen aus den Folien holt, ob das seine eigene ist oder ob er lediglich Powerpoint-Karaoke spielt. Und wir alle wissen, wie das auf uns gewirkt hat...
2. "Tapp, Tapp, Tapp... Können Sie mich hören?"
Der Soundcheck. Wir kennen ihn alle. Vertraut euren Organisatoren einfach, die können auch etwas. Sollte das Mikrophon tatsächlich streiken, merkt ihr das auch ohne Klopfen oder "One, two, one, two...". Dann ist immer noch die Gelegenheit, sich kurz an die Organisation bzw. die Technik zu wenden. Oder selbst nachzuschauen, ob das Mikro an ist.
3. "Sorry, Leute, war eine kurze Nacht...
... ich hab Jet-Lag, bin müde, hatte noch nichts zu essen, bin erkältet, musste kurzfristig einspringen, seht mir also nach, wenn ich etwas leise rede." Nein! Eure Zuhörer entschuldigen diese oder andere lahme Ausreden, warum ihr euch nicht richtig vorbereitet habt, sicher nicht. Sie kommen zu der Veranstaltung, um euch reden zu hören, wollen eure Botschaft hören, haben u.U. sogar Geld dafür bezahlt. Auf jeden Fall aber investieren sie Zeit. Also kneift eure Backen zusammen, geht da durch und gebt Euer Bestes!
4. "Können Sie das lesen?"
Wenn ihr diese Frage stellen müsst, dann habt ihr grundlegend verkackt. Siehe Regel Nr. 1. Dann ist viel zu viel Text auf den Folien. Früher sprach man von der sog. "7er-Regel": Maximal sieben Worte in einer Zeile, maximal sieben Zeilen auf die Folie. Auch das ist in meinen Augen längst passé. Nur wenige Schlagworte, die Quintessenz dessen, was ihr sagen wollt sind zugelassen. Alles andere artet in Textwüsten auf den Slides aus und führt uns zu...
5. "Ich lese Ihnen das mal vor."
Ein absolutes no-go! Geht gar nicht! Des Lesens mächtig dürfte in der Regel jeder eurer Zuhörer sein, vorlesen langweilt also. Andererseits dürfen eure Slides erst gar nicht so viel Text enthalten, dass das Publikum großartig in die Verlegenheit kommt, länger lesen zu müssen. Niemals darf der Zuhörer mit dem Lesen des Textes beschäftigt sein, während er euch zuhören sollte. Bei aller angeblich vorhandener Multi-Tasking-Fähigkeit, aber gleichzeitig lesen, einen Text verstehen UND zuhören? Gleich drei Wünsche auf einmal? Das geht nun wirklich nicht. Wenn ihr tatsächlich einen maximal dreizeiligen Text auf euren Slides habt, bittet nach dem Aufblenden das Auditorium, diesen Text zu lesen - und haltet für eine angemessene Zeit die Klappe.
6. "Ich weiß, man kann es schlecht erkennen, aber..."
Spart's euch einfach. Wenn ihr wisst, dass Bilder, Diagramme oder ähnliches schlecht zu lesen sind - warum habt ihr sie dann überhaupt eingebaut? Geht's denn noch dilettantischer? Ein Slide muss für sich sprechen, muss ohne Erklärung ein von jedem verständliches Statement abgeben.
7. Der Klassiker: "Auf diesen Punkt komme ich später noch zu sprechen."
Wer kennt nicht die Situation: Aus dem Auditorium kommt eine Frage. Jemand hat sich den Mut gefasst, euch eine Frage zu stellen. Prima! Und was macht ihr? Ihr verweist auf später. Spannungsbogen und Motivation der Zuhörer, sich aktiv einzubringen, am Boden. Goldene Regel: "Störungen haben Vorrang!" Der Begriff "Störung" ist in diesem Zusammenhang nicht negativ belegt, sondern sogar wünschenswert. Wenn ihr zu diesem Punkt tatsächlich später noch etwas sagen wolltet, umso besser! Beantwortet die Frage gleich! Selbst wenn ihr dazu einen Slide in eurer Präsentation habt - dann springt direkt zu ihm und ermuntert eure Zuhörer, es dem Fragenden gleich zu tun.
8. "Bitte schalten Sie Ihre Handys, Laptops usw. aus."
Mal ehrlich: Wie oft haben wir diesen Hinweis schon gehört? Und wie oft hat dennoch irgendwann bei irgendwem das Handy gebimmelt? Bringt der Hinweis also irgend etwas? Den Leuten, denen das passiert, ist es peinlich genug, da geht man als Redner galant darüber hinweg. Zumal spätestens seit Siegeszug der Smartphones die Forderung, es auszuschalten, an Absurdität kaum zu überbieten ist. Es ist nunmal zwischenzeitlich normal, dass über Veranstaltungen, Reden usw. live getwittert wird, dass Slides abfotografiert werden, eventuell sogar der ganze Vortrag aufgenommen wird. Lebt damit - das ist kein Anzeichen von Missachtung euch gegenüber. Und wenn eure Zuhörer lieber ihren Facebookstatus checken anstatt euch zuzuhören, dann habt ihr ohnehin ganz andere Probleme...
9. Überlegt euch, wer euch zuhört - die Leinwand oder das Publikum?
Es gibt durchaus Veranstaltungsorte, an denen ihr keinen Blick auf einen Monitor vor euch richten könnt, sondern lediglich einen Presenter in der Hand habt, um zu den nächsten Slides zu schalten. Ein kurzer Blick zur Leinwand muss genügen - mit der Leinwand zu sprechen, und im schlimmsten Fall dann nicht einmal ein Mikro in der Hand zu haben, führt unweigerlich zu einer deutlich sinkenden Aufmerksamkeitsspanne eurer Zuhörer.
10. Möge die Macht mit euch sein...
Aber bitte ohne Laser-Schwert, pardon... Laser-Pointer! Wenn ihr ihn einsetzen müsst, um auf einem Slide etwas zu verdeutlichen, solltet ihr euch grundlegend Gedanken über die Methodik eurer Vorträge und eurer Slides machen. Laser-Pointer sind sowas von 90er...
11. "Ich fasse mich kurz!"
Auch hier: Spart's euch einfach. Glaubt euch ohnehin kein Mensch, denn ein jeder kommt mit ein wenig Lebenserfahrung zu eurer Veranstaltung. Diese Lebenserfahrung besagt, dass diese Floskel in der Regel die Einleitung zu einem langatmigen Vortrag wird. Euer Publikum ist angereist, um euch reden zu hören. Sie haben Zeit mitgebracht. Wenn ihr der Ansicht seid, dass ihr die Zuhörer langweilt - denn nichts anderes ist das Versprechen, dass ihr mit diesem Eingangsstatement gebt - warum wollt ihr dann überhaupt sprechen? Lasst es lieber bleiben! Oder aber ihr habt tatsächlich etwas zu sagen - dann lasst euch die Zeit, die ihr braucht oder die eingeplant wurde.
12. "Meine Zeit ist zu Ende, ich habe aber noch 17 Folien..."
Abschließend verweise ich wieder auf Regel 1. Die Präsentation soll euch flankierend begleiten, während ihr euren Vortrag haltet. Daher ist weniger eben doch mehr. Gestaltet euren Vortrag so, dass er in eure Redezeit passt und noch eine Sicherheitsreserve von 10 Minuten pro Stunde beinhaltet, sodass ihr auf Fragen aus dem Publikum eingehen und von euch moderierte Diskussionen zulassen könnt. Wenn ihr noch nicht ausreichend Routine habt, dann übt das! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Übt euren Vortrag so lange, bis ihr die Zeit abschätzen könnt, wisst, wann ihr die Slides wechseln müsst, wisst, welchen Part ihr kürzen könnt, wenn es mit der Zeit nicht hin haut. Und seid lieber fünf Minuten früher fertig als fünf Minuten später, euer Publikum wird es euch danken.
In diesem Sinne - achtet bei euren nächsten Tagungen darauf, egal ob als Teilnehmer oder Referent - ob ihr die oben genannten Punkte findet.
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