In Facebook, anderen sozialen Netzwerken und auch in meinem Bekanntenkreis wird die heute Abend ausgestrahlte "Antikriegskomödie" auf Pro7 kontrovers diskutiert. Unter Veteranen der verschiedenen Auslandseinsätze der Bundeswehr wird sowohl die Thematik als auch der Ausstrahlungstermin, der erschreckend nahe am Jahrestag der Karfreitagsgefechte 2010 liegt, bei der drei Soldaten gefallen und mehrere teilweise erheblich verletzt wurden, sehr kritisch und als Respektlosigkeit gegenüber den deutschen Soldaten gesehen.
Mein erster Impuls war, dem Boykottaufruf Folge zu leisten. Allerdings denke ich, dass man bei aller Tragik, unabhängig davon, wie man zum aktuellen ISAF-Einsatz oder auch anderen Missionen steht, diesen Film differenziert auf der Sachebene betrachten muss. Die teils hochemotional geführte Diskussion, die vor allem dafür ein Beleg ist, dass die Einsatzerlebnisse bei den allermeisten Soldaten für das weitere Leben prägend waren und bei vielen - auch bei mir - noch sehr weit von endgültiger Verarbeitung stehen, zeigt einmal mehr, dass die Veteranen vor allem eines vermissen: Die entsprechende gesellschaftliche Würdigung ihrer Leistungen. Wie es der Zufall will, wird in den letzten Tagen auch im Bundestag über genau diesen Sachverhalt diskutiert. Angefangen von Veteranen-Heimen über Veteranen-Karten bis hin zu einem vom Bundesminister der Verteidigung de Maizière für den 22. Mai vorgeschlagenen Veteranentag.
Sicherlich kann man von diesem Film, den ich vor allem aufgrund der geführten Diskussion dann doch gesehen habe, halten was man will. Inhaltlich haarsträubend, vom militärischen Standpunkt her unhaltbar, schauspielerisch keine Glanzleistungen. Ein Film, der keinen allzu großen Anspruch an die Realität stellt, aber unterm Strich dann doch nicht der erwartete Klamauk, der die Truppe durch den Kakao zieht. Ich vermute, dass Vietnam-Veteranen die Kult-Serie "MASH" oder "Good Morning Vietnam" ebenso skeptisch betrachten - nun trifft es eben auch die Bundeswehrsoldaten. Dennoch: Für mich die viel erschreckendere Tatsache an diesem Film: Satirisch gemeinte Szenen erinnern mich beängstigend realistisch an meine Zeit in Bosnien und dem Kosovo. Paragraphenreiterei, profilneurotische Offiziere und Unteroffiziere, inkompetente Vorgesetzte, tumbe Fremdenfeindlichkeit, mangelhafte Ausrüstung und Nachschubprobleme.
Willkommen im Krieg...
Guten Tag,
AntwortenLöschenjawoll - nicht gleich boykottieren - das kann ich nachvollziehen. Aber der Vergleich zu "MASH" (Korea-Krieg) oder auch zum preisgekrönten "Good Morning Vietnam" hinkt doch gewaltig. Dort wird die Kriegsproblematik ernsthaft mit Sarkasmus und Humor aufgearbeitet - ProSieben hingegen hat eine niveaulose Klamotte ohne echte Schauspieler, sondern mit ausdruckslosen Darstellern fabriziert.