Die Extrasendung "Zur Sache
Baden-Württemberg!" im Dritten. Eine alles in allem sehenswerte
Diskussion.
Was hat dieser "runde Tisch" rein objektiv betrachtet aber tatsächlich
gebracht?
Fazit: Die Gegner von S21 bleiben weiterhin Gegner. Die
Befürworter lassen sich ebenfalls nicht umstimmen.
Welche weiteren Erkenntnisse habe ich für mich gewonnen?
Ich kann wenig
über Tanja Gönner als Verkehrsministerin sagen, im direkten Rededuell
geht sie allerdings unter, rhetorisch begabt ist sie nicht. Wäre ich
nicht vom Projekt als solches ohnehin überzeugt - sie hätte es nicht
geschafft, mich dafür einzunehmen. Sie war schlicht und ergreifend zu
zickig. Und Ihre Visagistin gehört entlassen, das Make-Up unterstrich
ihre mediale Inkompetenz noch sehr viel mehr.
Allerdings hat sie eine beeindruckende Aussage getroffen: Die
CDU steht zu diesem Projekt, auch wenn es bedeuten sollte, im nächsten
Jahr bei der Landtagswahl hierfür abgestraft zu werden. Die Grünen haben
bewiesen, dass es ihnen um reinen Wahlkampfpopulismus geht,
denn versprechen, dass S21 gestoppt werden würde, konnte Winfried
Hermann gestern Abend nicht. Das heißt im Klartext, dass sich die Grünen
der Realitäten durchaus bewusst sind.
Wer in meinen Augen eine "ganz arme Sau" ist: Wolfgang Drexler. Hätte
mir jemand gesagt, ich würde einmal mit einem SPD-Politiker Mitleid
haben, den hätte ich zumindest ausgelacht. Dennoch: Seine Partei wankt,
versucht vorsichtig auf die Wahlkampfwelle aufzusteigen, er jedoch muss
auf Biegen und Brechen zu dem Projekt stehen und es verteidigen.
Die Gegner hingegen geben sich mit dem extrem populistischen
Auftreten, wie es die Dame zeigte, welche unter Tränen die Rechtsstaatlichkeit
in Zweifel zog und vor hat, auf den Staat zu sch***n; der Regierung
unterstellte, die Polizisten gezielt Demonstranten verprügeln zu lassen,
selbst der Lächerlichkeit preis. Wen wundert es da noch, dass
diejenigen, die sich wirklich differenziert mit der Materie
beschäftigen, die Vernünftigen wie Walter Sittler nicht weiter ernst
genommen werden, dass sie zwangsläufig mit solchen Gestalten in eine
Schublade gesteckt werden?
Ich habe vor zwei Wochen am Bauzaun des Nordflügels dieses Foto
gemacht:
Wer sich einer solch billigen Polemik bedient, kann nicht
wirklich erwarten, ernst genommen zu werden. Ein anderes Plakat
bezeichnete den Bahnhof als "Platz des himmlischen Friedens II" und
derlei Geschmacklosigkeiten mehr. Beim grundgesetzlich verbrieften Recht
zur Demonstration: Das geht in meinen Augen zu weit. Politische Bildung, wo bist Du? Und wieder kommt mir Heine in den Sinn: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht..."
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