Freitag, 19. November 2021

FDP-Mitglied 2009-2021

Aus meiner Austrittserklärung vom 19.11.2021:

»Es ist nicht mehr meine FDP - die Folter-Scholz in den Sattel verhilft, die mit Spitzenpolitikern wie Kubicki in der Corona-Krise zumindest in meinen Augen überhaupt keine gute Figur gemacht hat und eher am rechten Rand der Leerdenker fischt, die heute den Ländern die Möglichkeit von flächendeckenden Lockdowns und Schulschließungen aus dem Instrumentarium der Krisenbekämpfung gestrichen hat, Krisenreaktionen per Verordnung verbietet und jedes Regierungshandeln in der Krise verzögert, und letzte Woche - und das brachte das Fass für mich zum Überlaufen, auch auf Kreisebene eine Veranstaltung ohne 3G-Regelung für Mitglieder macht, 3G nur für Externe (wie wenn Mitglieder grundsätzlich nicht ansteckend sein könnten…).

Man stelle sich vor, ich wäre am Freitag bei der Kreismitgliederversammlung gewesen. Sonntag habe ich mich selbst positiv getestet, nachdem ich Erkältungssymptome bekam. Es ging sehr schnell. Ich habe Montag und Dienstag extrem mit meiner Infektion gekämpft, ich hatte mich noch nie in meinem Leben so krank gefühlt. Hätten die Kliniken nicht bereits Land unter gemeldet, wäre ich sicher stationär gegangen. Sehr wahrscheinlich war ich Freitag schon infektiös. Und wenn ich das als Geimpfter noch relativ junger und eigentlich gut trainierter Mann in gutem Allgemeinzustand so heftig bekommen kann - wie hätte es in Folge des Kreisparteitags vielleicht auch den einen oder anderen deutlich lebensälteren erst erwischt? Andere Parteien verzichten auf Parteitage und ähnliches - unsere FDP im Kreis führt sie durch. Formaljuristisch war das nach geltender CoronaVO völlig okay, Gremiensitzungen, Wahlen usw. Korrekt war es in meinen Augen dennoch nicht, es sendet ein gänzlich falsches Signal und war riskant. Wir brauchen darüber auch nicht zu diskutieren, es gibt sicher für alles eine Erklärung - für mich aber war es jetzt der letzte Anstoß.

Den liberalen Werten bleibe ich verbunden - ich verstehe da nur derzeit etwas anderes darunter als die Mehrheit in der FDP. Insofern: nichts für ungut, mein Entschluss steht, das ist nicht mehr die FDP, in die ich 2009 eingetreten bin und in der ich mich lange sehr wohl gefühlt habe.«

Dienstag, 16. November 2021

Corona - jetzt hat es mich doch erwischt...


Zuallererst: Vielen lieben Dank für all die Genesungswünsche! Ihr seid klasse! 

Im Moment geht’s mir gerade halbwegs gut. Da mir aber viele einen „milden Verlauf“ wünschen, möchte ich euch mal meinen „milden Verlauf“ bis jetzt schildern. Das im Bewusstsein, dass es durchaus wirklich sehr softe Erkrankungen gibt. Übrigens, die gängige Definition von „mild“ lautet bei Medizinern „kommt nicht ins Krankenhaus“.

Ich sage es einfach mal so, wie es ist: Ich habe mich noch nie so krank gefühlt (mal vom Aufwachraum nach einer OP abgesehen). Ich lag vorhin drei Stunden schlotternd mit bis zu 39,5° mit einem Ruhepuls von über 100 bis zu 120 (normal sind bei mir 55-65) im Bett und hatte einfach nur noch Angst. Ich war kaum in der Lage, mich klar zu artikulieren. Neben einem Reizhusten, der mir regelmäßig die Schädeldecke raushämmern will, tut mir so ziemlich jede einzelne Muskelgruppe von Nacken (hattet ihr schon einmal einen Überlastungsmuskelkrampf in der Halsmuskulatur? Sehr cool…) über den Schultergürtel, Rücken bis Lende, Bauch und Gesäß weh. Bei jeder verdammten Bewegung. Für die 8m zur Toilette brauche ich 2-3 Minuten. Dabei werde ich kurzatmig und brauche an jeder Ecke eine kurze Pause. Zwischenzeitlich hatte ich dauerhaft Sättigungswerte von 89-94%, Tendenz insgesamt fallend. Immer wieder habe ich verengte Atemwege und beginnende Atemnot. Kein sehr angenehmes Gefühl. Geschmacks- und Geruchssinn haben sich fast zu 100% verabschiedet. Ich schmecke noch sauer (am liebsten trinke ich im Moment heiße Zitrone), alles andere vom Kaffee über Cola, Red Bull, Wasser usw. schmeckt von der Temperatur abgesehen ziemlich gleich. Beim Essen schmecke ich noch mit gefühlten 0,2% der Geschmacksknospen etwas süß heraus. Welch Ironie, Appetit hatte ich bis heute Mittag nämlich durchaus noch. Aber der ist auch weg. Kurz: Vermutlich könnte ich problemlos eine Dose Surströmming essen. Die Augen brennen und schlafen ist kaum möglich, obwohl ich unendlich müde bin.

Mein Hausarzt riet mir, eine Hospitalisierung nach Möglichkeit zu vermeiden. Mittlerweile ist meine Altersgruppe von Mitte 40 bis 60 ein durchaus viel gesehener Gast und die Kapazitäten sind ziemlich dicht. Wenn sich das Ganze aber weiter verschlimmert, dann werde ich vermutlich nicht drumherum kommen.

Der Medikamentencocktail hier für zu Hause ist jetzt Budosenid, Salbutamol, Codein, Novalgin und Oxazepam. Inhalieren mit NaCl und einfach den Hintern im Bett lassen. Wenn die Atemnot aber stärker wird: Rettungsdienst rufen.

Boostern auf die harte Art. Und ohne meine Frau Nicole, die sich wirklich aufopferungsvoll mit FFP2 um mich kümmert und mich regelmäßig wieder aufbaut, wäre ich verloren. Ich habe sie gebeten, zu Hause zu bleiben - es ist mir völlig unmöglich, auf die Kids aufzupassen, die natürlich auch in Quarantäne sind. Mich selbst zu versorgen wäre phasenweise auch sehr schwer. Sie selbst darf raus, da sie geimpft ist. Die Kinder sind noch zu jung. Natürlich wird regelmäßig getestet - und ich hoffe inständig, dass der Rest der Family gesund bleibt. Vielen Dank, mein Schatz!

Ich war übrigens auch geimpft. Am 10.12. hätte ich mich boostern lassen können. Ich vermute, dass ich bei der Schwere dieses „milden Verlaufs“ nicht mehr viele Antikörper hatte. Angesteckt? Wer mich kennt, weiß, dass ich eher zur vorsichtigen Gattung Mensch gehöre. FFP2 habe ich immer dabei. In meinem Bekannten- und Kollegenkreis, Menschen, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe, ist meinem Wissen nach niemand ungeimpft. Die Ansteckung erfolgte vermutlich in der Straßenbahn. Die ist in Karlsruhe oftmals ein Synonym für Sardinenbüchse. Ich habe mich trotz Impfung regelmäßig getestet. Zu Recht. Vergangenen Freitag war der Test übrigens noch negativ, das Drama nahm am Sonntag Lauf auf.

Es ärgert mich: Wir haben uns an die Regeln gehalten. Wir haben Kontakte reduziert. Wir haben uns geimpft, sobald es möglich war. Wir haben 3G praktiziert, haben Masken getragen usw. Ich hätte mir gewünscht, dass das Karma mir einen asymptomatischen oder zumindest nur den kleinen Schnupfen präsentiert, der von Impfgegnern immer angeführt wird. Karma, I am really pissed!

Was zeigt mir das Ganze, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Inzidenzen? 3G reicht nicht aus. 2G plus - Geimpfte müssen sich wie Genesene auch regelmäßig testen, denn auch wenn die Wahrscheinlichkeit nach den vorliegenden Daten eher gering ist - sie können infektiös sein. Einmal im Monat auch mit Antikörpertest und ab einem gefährlichen Schwellenwert boostern ermöglichen. Wenn das nicht funktioniert, schauen wir neidvoll in Länder mit Impfquoten >85% - dort ist die Pandemie zumindest derzeit faktisch vorbei.

Übrigens: alles oben genannte hat sich innerhalb weniger Stunden entwickelt. Sonntagmorgen ging es mir noch gut. Erst mittags habe ich einen leichten Schnupfen verspürt. Und dann ging es rasant.

Ist das Bild zu diesem Beitrag provokant? Ja. Es symbolisiert für mich aber, dass all die Argumente gegen Impfungen in meinen Augen die selbe wissenschaftliche Qualität haben wie Homöopathie, Bachblüten und altgermanische Medizin. Und nein, ich bin nicht der Ansicht, dass eine Impfpflicht gegen die Verfassung verstößt. Jeder darf diese Meinung haben, keine Frage. Er muss aber ebenso wie ich für meine Meinung mit Gegenwind rechnen. Meinungsfreiheit ist keine Einbahnstraße.

Die kognitiven Fähigkeiten lassen nach, merke ich. Für diesen Text habe ich jetzt Stunden gebraucht. Tippfehler bitte ich nachzusehen.

Bleibt gesund: und #allesindenArm

Sonntag, 7. November 2021

Impfdurchbrüche - 10% auf Intensiv sind komplett geimpft!

https://drive.google.com/uc?export=view&id=10nJBmTd0qDGoCmyNuOqBLh-mUA8K5T4E

Was man in letzter Zeit in den Kommentarspalten der Sozialen Medien lesen muss, lässt einen zweifeln.

🦠„Impfdurchbrüche! Mit so vielen Geimpften müssten wir schon lange Herdenimmunität erreicht haben! Geimpfte übertragen das Virus ebenfalls! Bringt doch alles nichts, wir werden verarscht!“🤧

Man braucht jetzt nicht unbedingt Oberstufenmathematik, um diese Zahlen richtig zu interpretieren und zu verstehen. Knapp 1/3 der Bevölkerung ist nicht geimpft. [1] Bei den hospitalisierten Erkrankten sind >90% nicht geimpft [2], das heißt diese 90% entstammen 33% der Bevölkerung.

Die Schlagzeile sollte also eher lauten: 90% der schwer Erkrankten auf den Intensivstationen sind NICHT geimpft. Mitnichten sind die Impfdurchbrüche ein Beleg für die Nichtwirksamkeit. Im Gegenteil - es liegt in der (mathematischen) Natur der Sache, dass der Anteil der Geimpften bei Hospitalisierung und Mortalität steigt. Nehmen wir an, wir hätten eine Impfquote von 100%, das würde natürlich auch bedeuten, dass dann 100% der Hospitalisierten geimpft wären und natürlich auch, dass 100% der an oder mit Covid gestorbenen geimpft gewesen wären. Hier sagt die bloße Prozentzahl also lediglich aus, dass es Impfdurchbrüche gibt. Sie sagt nichts über die Wirksamkeit als solche aus. Hierzu braucht man dann die Berechnung des Anteils der Hospitalisierten an der Gesamtsumme. Gerne vergessen wird hierbei auch, dass es nie ein „Versprechen“ eines 100%igen Schutzes vor Infektionen gab. Der Impfstoff wirkt dahingehend, dass die Infektionswahrscheinlichkeit und die Wahrscheinlichkeit auf einen schweren Krankheitsverlauf erheblich herabgesetzt wird, aber ein Restrisiko bleibt. Natürlich ist es möglich, dass auch ein Geimpfter, der sich infiziert hat, andere anstecken kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dies tut, ist aufgrund der geringeren Viruslast nur deutlich geringer. Man kann also nach den aktuellen Daten sagen, dass Geimpfte am aktuellen Infektionsgeschehen keine bedeutende Rolle spielen.

In Zahlen:

67% der Gesamtbevölkerung Deutschlands ist geimpft, das macht dann etwa 55 Millionen Personen aus. Aktuell sind laut DIVI 2.449 Personen mit Covid19 intensivpflichtig [3], davon 10%, also 245 Personen geimpft. Die übrigen 2.204 Personen entstammen den rund 27 Millionen nicht Geimpfter. Wer jetzt argumentiert, dass wir uns ja im Bereich von 0,0082 % der Gesamtbevölkerung bewegen, muss sich vor Augen halten, dass die Gesamtintensivkapazität Deutschlands mit rund 22.000 Betten (high- und low-care, darunter nur knapp 700 ECMO-Betten) ebenfalls nur etwa 0,026% der Bevölkerung ausmachen. Und diese sind bereits zu „normalen“ Zeiten außerhalb der Pandemien bereits gut mit Alltag ausgelastet, also so Kleinigkeiten wie Unfälle, Krebsbehandlungen, sonstigen schwere Operationen usw. Es ist also auch ohne die eingangs erwähnte Oberstufenmathematik sehr leicht erklärbar, warum eine Pandemie unser ohnehin knapp auf Kante genähtes Gesundheitswesen schnell an die Wand fahren kann.

»Verkauft uns doch nicht für dumm, das ist letztes Jahr schließlich trotz vieler Unkenrufe und Warnungen auch nicht passiert!« musste ich neulich lesen. Nun ja, wenn man das Ausbleiben katastrophaler Zustände als Folge präventiver Maßnahmen wie die Absage nicht unmittelbar lebensrettenden, elektiver Eingriffe rückblickend als „für dumm verkaufen“ ansieht…

In diesem Zusammenhang wird immer wieder gebetsmühlenartig die Mär der angeblich abgebauten Intensivbetten verbreitet. Es wurde doch mittlerweile so oft von unterschiedlicher Seite erklärt, dass sich die Zählweise geändert hat und unter anderem nur noch die Betten in die Statistik einfließen, für die auch Personal vorhanden ist. [4] Die 4.000, 5.000, 8.000 oder drölfzigtausend Bettenkapazität mehr gab es nie. Ich bin versucht, bei derartiger Faktenresistenz Vorsatz zu unterstellen.

Was all die Zahlen wirklich beweisen:

1. Impfungen wirken und verhindern schwere Verläufe mit hoher Zuverlässigkeit.

2. steigende Anzahl von „Impfdurchbrüchen“ belegen nicht die Nicht-Wirksamkeit, sie sind mathematisch erklärbar. Lediglich steigende prozentuale Anzahl im Vergleich nur innerhalb der Gruppe der Geimpften lassen Rückschlüsse auf sinkende Wirksamkeit zu und geben Hinweise auf die Notwendigkeit von Booster-Impfungen.

3. Die Lockdownmaßnahmen waren ganz offensichtlich richtig. Letztes Jahr um diese Zeit hatten wir bei einer Impfquote von 0% starke Alltagsbeschränkungen mit ähnlichen Inzidenzen wie heute. Man stelle sich vor, wie katastrophal die Lage geworden wäre, hätte man wie die letzten Monate auf die meisten Einschränkungen verzichtet.

4. Der weitestgehende Verzicht auf einschränkende Maßnahmen in den letzten Monaten ist nun Hauptinfektionstreiber. Wenn nicht zeitnah gegengesteuert wird, werden wir die Intensivstationen bis zum Jahresende überlasten. Ob die Beendigung der epidemischen Lage so glücklich war: Ich habe da so meine Zweifel.

Zum Thema „Impfpflicht“ wie seinerzeit bei den Pocken bin ich persönlich noch zwiegespalten. Das Infektionsschutzgesetz würde diese Maßnahme vermutlich auch vor verfassungsrechtlichem Hintergrund hergeben. Ob das aber in einer globalisierten Welt, in denen viele ärmere Nationen Impfquoten von <5% haben etwas bringt? Ich habe auch da so meine Zweifel. Die Pandemie wird erst vorbei sein, wenn sie weltweit vorbei ist.

Die Beibehaltung von 3G oder gar die flächendeckende Einführung von 2G-Regelungen (letzte Impfung in den letzten 9 Monaten) allerdings würde ich sehr begrüßen. Schlussendlich hat es jeder selbst in der Hand, ob er sich impfen lässt oder regelmäßig auf eigene Kosten PCR-Tests machen möchte. Für 99,9% der Impfgegner gibt es keine plausiblen medizinische Gründe, die einer Impfung widersprechen würden. Auf die angeblichen Langzeitfolgen oder den Coldwell‘schen Unsinn mit Milliarden zu erwartenden Toten durch die Impfung will ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Das ist mir deutlich zu blöd.

Zusammenfassend: Der Sinnspruch des letzten Jahres stimmt schon - there is no glory in prevention. Das Ausbleiben einer ultimativen Katastrophe wird nur zu dankbar als Argument für überzogene Maßnahmen genommen anstatt es als Beleg für die Wirksamkeit zu nehmen. Und eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche: hinterher wissen es die 82 Millionen Bundestrainer, Virologen und Epidemiologen natürlich besser.


Quellen:

[1] RKI-Bericht vom 04.11.2021: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-11-04.pdf?__blob=publicationFile

[2] https://de.euronews.com/2021/10/12/impfdurchbruche-10-auf-intensivstationen-sind-komplett-geimpft 

[3] https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/downloads 

[4] https://www.nordbayern.de/politik/intensivbetten-abgebaut-warum-das-gerucht-nicht-stimmt-1.10990784


Montag, 1. November 2021

#theLänd

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1J2jeCeKRz8vYiQC7e1XmqyCsZ6VOZaHT

21. 
Millionen. 
Euro. 

So viel kostet die Kampagne #theLänd der Agentur Jung von Matt/Neckar den Steuerzahler. Über Geschmack lässt sich nicht streiten - ich persönlich finde den Claim auch eher fad, da fand ich die Kampagne „Wir können alles außer hochdeutsch“ deutlich gelungener. 

Warum nun aber in Zeiten, in denen das baden-württembergische Kultusministerium erst neulich verlautbaren ließ, dass man leider die HilfslehrerInnen nicht in den Sommerferien bezahlen könne und bei weitem noch nicht ausreichend Luftfilter in den Klassenzimmern stehen, 21 Millionen Euro für eine Kampagne, die derzeit nur in Baden-Württemberg ausgerollt wird, bereit ist auszugeben, das erschließt sich mir beim besten Willen nicht. 

Welche Zielgruppe wird hier angesprochen? Wo sieht man da einen return on marketing invest? Der badische Teil des Landes identifiziert sich nicht einmal mit „Ländle“, was ja bekanntlich Quell der Verballhornung in Günther Oettinger Manier ist. Und inwieweit im Ausland #theLänd in Ermangelung von Umlauten auf den Tastaturen tatsächlich wahrgenommen, verstanden und verbreitet wird… nun ja, Jung von Matt wird schon eine entsprechende Analyse durchgeführt haben. Mich persönlich erreicht es allerdings nicht. 

Dass ein verkürzter ähnlichlautender Kommentar auf der LinkedIn-Seite des Landes gelöscht wurde: geschenkt. 🙄

Sonntag, 15. August 2021

Afghanische Tragödie

Als Einsatzveteran der Bundeswehr, wenn auch nicht in Afghanistan sondern in Bosnien und dem Kosovo, kann ich den nachfolgenden Passagen aus einem Kommentar von Ulrich Ammon nur zustimmen. 

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1-W-kJ_X8uApMUD9efTo-VepKzr1ZDL77

»Afghanische Tragödie.
Beschämend für Deutschland

In diesen Stunden, in denen die Taliban-Milizen Marsar-i-Sharif (460.000 Ew) eingenommen haben und weiter schnell vorstoßen, offenbart sich die ganze sicherheitspolitische Inkompetenz und Feigheit unserer Regierung und der Parlamentsmehrheit. Als ich gerade erfuhr, dass Marsar-i-Sharif in die Hände der Taliban gefallen ist, schossen mir die 59 toten Bundeswehrkameraden, viele hundert körperlich und seelisch Geschädigte, aber auch die tausende, bald Millionen von hilflosen Afghanen, vor allem Frauen durch Kopf. Und von den ehemaligen Bundeswehrhelfer:innen sind auch noch bei weitem nicht alle in Sicherheit. Menschlichkeit, Mut, rechtzeitige Planung einer Exit-Strategie - Fehlanzeige!
(…) Die Pfarrerstochter aus Meck-Pom und der SPD-"Friedensforscher"-Fraktionsvorsitzende Mützenich machen (Un-)Sicherheitspolitik, obwohl sie das beide offensichtlich nicht können. Und Ministerinnen ohne Vorkenntnisse sind für die Bundeswehr zuständig, wobei die jetzige ja noch sehr bemüht ist. Der Innenminister Seehofer blockierte vor Wochen eine unbürokratische schnelle Aufnahme von afghanischen Helfer:innen. Menschlichkeit war offenbar keine Leitgröße. Und nun kommt es  wahrscheinlich zu dem notwendigen, aber  irrwitzigen Einsatz, mit Militär kurfristig nach Afghanistan zurück zu müssen, um Menschen rauszuholen, die man ohne zusätzliches Risiko vor ein paar Wochen hätte mitnehmen können und müssen. Und was jetzt aus Millionen Afghanen wird, allen Gebildeten, allen Frauen und Mädchen, mußte man da jetzt Hals über Kopf ohne Exit-Konzept abziehen, weil wir als Zivilgesellschaft zu feige und für eine angemessene Ausstattung der Bundeswehr zu geizig sind? Europa hätte mit gutem Willen mehr leisten können und müssen. Es ist eine Schande, was wir uns da leisten. (…) Ich drücke allen, die für die Evakuierungsaktion nochmal hinmüssen, und allen afghanischen Helfer:innen die Daumen, dass sie alle heil hier ankommen. Sie sollen uns alle willkommen sein.«

Ergänzend: Es sind sicher weit mehr als nur hunderte Versehrte, die Anzahl derer mit PTBS bei den weit über 400.000 Einsatzveteraninnen und -veteranen über alle Auslandseinsätze der Bundeswehr dürfte - auch wenn es nach wie vor keine Statistik gibt - deutlich höher sein. Einer der Gründe, warum ich den Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V. unterstütze. 

Bei den Kameradinnen und Kameraden, die an ISAF teilgenommen haben, stellt sich nun erst recht die Sinnfrage. Auch wenn man philosophisch argumentieren mag, dass wenigstens die letzten 20 Jahre Jungen und Mädchen in relativem Frieden aufwuchsen, Bildung erhielten, Infrastrukturprojekte durch uns verwirklicht wurden: Die Tatsache, dass die Talibs das Land ohne nennenswerte Gegenwehr zurückerobern konnten, hinterlässt die Frage, warum man Milliarden von Devisen ins Land, in die Ausbildung der regulären Truppen und in Ausrüstung, die nun dem Steinzeitislamismus in die Hände fällt, gesteckt hat. Wie habe ich vorhin so treffend gelesen? Das Experiment der Verteidigung unserer Demokratie am Hindukusch ist mit dem Abzug der internationalen Truppen grandios gescheitert. Meiner Ansicht nach war der Einsatz bzw. die Einsätze richtig, der konzeptionslose Abzug war es nicht und stellt alles in Frage. 

Ein Trauerspiel. 
Eine Schande.

Sonntag, 18. Juli 2021

Die Flut und das politische Kapital

Ich bin genervt. Genervt von all den unterschiedlichen Strömungen, die jetzt versuchen, aus dieser Naturkatastrophe (politisches) Kapital zu schlagen. 

Auf der einen Seite wird natürlich - wie sollte es auch anders sein - grüne Politik als das Allheilmittel gegen den Klimawandel hingestellt. Wären die Grünen an der Macht, so die mehr oder weniger unterschwellige Botschaft, würden wir solche Bilder nicht sehen. FFF mit Luisa Neubauer „streiken“ wieder in 40 Städten und Gemeinden „aus Solidarität mit all denen, die so viel verloren haben“. Mal ganz davon abgesehen, dass per Definition nur „streiken“ kann, wer einer Tätigkeit nachgeht, wäre den Opfern in den Katastrophengebieten sicher durch Spenden u.ä. mehr geholfen, als durch demonstrierende… pardon, streikende Klimaaktivistinnen. 

Dann natürlich die unsägliche Debatte, ob nun der Klimawandel oder das Wetter für die Katastrophe verantwortlich ist. Ist es so schwer zu verstehen, dass die Ursachen natürlich in Bebauung von potenziell überflutungsgefärdeten Flächen, Eingriffen in die Natur, vor allem aber in einem Starkregenereignis liegen, wie es sie auch in der Vergangenheit immer wieder mal gab - dass die Häufung dieser extremen Wetterereignisse aber dem Klima geschuldet sind? Da hilft das „Aber 1343 gab es ein viel höheres Hochwasser-Mimimi“ nicht weiter, sofern man das Argumentationsniveau des Kindergartens verlassen hat. Aber machen wir uns nichts vor: Deutschlands Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen liegt bei 2%. Selbst wenn wir diese in den letzten Jahren auf 1,9% gesenkt hätten, hätte das auf das Weltklima nicht wirklich Auswirkungen gehabt. Das Weltklima wird nicht in Deutschland gerettet, die Hybris mancher verschlägt mir da schon den Atem. Und es ist ja bei weitem nicht so, dass sich die letzten Jahrzehnte nicht sehr viel zum positiven verändert hätte. Ich jedenfalls kann mich noch sehr gut an qualmende und rußende Schlote an Fabriken und schwarze Schwaden aus den Auspuffanlagen der Autos meiner Kindheit in den 80ern erinnern. Die haben wir ja nun wirklich nicht mehr. 

Auf der anderen Seite wird in AfD‘esker Manier ein Bild von geländegängigen Bundeswehr-Krankentransportwagen in tiefem Wasser mit der Fragestellung geteilt, wie man in Katastrophen mit Elektrofahrzeugen handlungsfähig bleiben könnte. Hier wird einfach durch Behauptung ein nichtexistentes Problem herbeigeredet. Unabhängig davon, wie man zur eMobilität steht, so ist doch völlig klar, dass Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und das Militär sicher auch noch mittelfristig mit Verbrennern arbeiten werden. Es wird auch nach 2035 sicher noch Ausnahmen bei der Zulassung von Verbrennern geben - und die BOS werden mit dem Gros der Einsatzfahrzeuge sicher zu diesen Ausnahmen gehören, da Kraftstoff (evtl. bis dahin Biokraftstoffe, eFuels o.ä.) nunmal leichter und effizienter in infrastrukturgeschädigte Gebiete transportiert werden kann als Strom für tausende von Fahrzeugen - zumindest nach dem heutigen Stand der Technik. Aber wie gesagt, das plumpe Grünenbashing mit diesem Sharepic ist anlasslos und nicht sonderlich clever. 

Zum Thema „politisches Ausschlachten“ und Gewichtung politischer Themen habe ich eine durchaus bissige Satire von Kurt Brand gelesen:

»»» 
Finden Sie es auch so unerträglich, dass die alten, weißen Männer aus dem toxisch-fossilen Patriarchat sich auf solchen Fotos immer in den Vordergrund drängeln müssen? Sind Frauen, Ausländer und LGBTQIA in der Feuerwehr und beim Technischen Hilfswerk überhaupt angemessen repräsentiert? Oder brauchen wir Quoten? Sind Fälle von Rettungs-Rassismus aufgetreten bzw. werden diese überhaupt systematisch erfasst? Müsste der Fuhrpark dieser Hilfsorganisationen nicht dringend auf Elektroantriebe umgestellt werden, um eine Belastung von Rettern und Opfern durch Feinstaub- und CO2-Emissionen zu vermeiden? Wo ist eigentlich die Deutsche Umwelthilfe, wenn mal sie mal braucht? 

Arbeiten die Rettungsteams auch agil und sinnstiftend gemäß den New Work-Visionen des Sozialphilosophen Frithjof Bergmann? Könnte man einen Teil der Rettungsarbeiten nicht vom Home Office aus erledigen? Was ist mit dem Gender Pay Gap? Sind Retter und Opfer alle zweifach geimpft und hätte eine DSGVO-konforme Flutwellen-Warn-App nicht das Schlimmste verhindern können oder sogar müssen? Sollten die Rettungsmaßnahmen nicht durch die EU-Kommission koordiniert werden, um nationale Alleingänge zu verhindern? Wären die Rettungsaktionen mit Hilfe von Flugtaxis nicht viel effizienter durchzuführen? Werden die Opfer und Retter vegan, gesund und klimaschonend ernährt? Und könnte man in der Berichterstattung über solche Rückfälle in das "old thinking" nicht wenigstens gendern, um das Ganze aus Sicht der Woke-Community erträglicher zu machen? 

<Sarkasmus aus>

P.S: Zahlreiche anerkannte Organisationen haben Spendenkonten für die Opfer des Hochwassers eingerichtet. Eine Auswahl finden Sie hier: https://lnkd.in/d8hXskr .

#RealWorldProblems #FirstWorldProblems

«««

Quelle: https://www.linkedin.com/posts/kurtbrand_realworldproblems-firstworldproblems-activity-6822387154388307968-gQf7

Kurt Brand wird vorgeworfen, dass er als alter, weißer Mann unter dem Deckmantel des Sarkasmus diese Tragödie nutzen würde, um mal so richtig mit allem aufzuräumen, was ihm an gesellschaftlichen Aktivitäten für Minderheiten und zum Abwenden der Klimakatastrophe nicht passt. Ich persönlich weiß nicht, ob das stimmt - ich für meinen Teil sehe, ohne ihm in jedem Punkt zuzustimmen, hier vor allem eine pointierte Kritik gegenüber all denjenigen, die versuchen, diese Katastrophe zu instrumentalisieren, gleich in welcher Richtung und den Versuch, den Fokus auf das derzeitig Wesentliche zu richten. 

Können wir also derzeit einfach mal alle Nebenkriegsschauplätze hintenan stellen, die Spitzenpolitiker bitte ihre Gummistiefel im Schrank sowie ihre Hintern in ihren Ministerien und den Wahlkampf ruhen lassen und uns aufs Helfen konzentrieren?

Danke.

Montag, 31. Mai 2021

time for change

 

Rund 25 Jahre habe ich beruflich dem „Blaulicht“ gewidmet. Zunächst fünf Jahre beim Militär im Sanitätsdienst und im Anschluss 15 Jahre in einer Behörde und Organisation mit Sicherheitsaufgaben - sowohl im operativen Bereich an der Basis im Rettungsdienst, als auch in administrativen und Führungsfunktionen im DRK in verschiedenen Verbandsebenen. Die letzten knapp fünf Jahre dann in der freien Wirtschaft im den dritten Sektor und die Behörden rund um das Thema öffentliche Sicherheit/Blaulicht/Katastrophenschutz flankierenden Markt. 


Ich habe noch etwa 25 Berufsjahre vor mir - es wird Zeit für einen Tapetenwechsel! Heute endet offiziell meine berufliche Tätigkeit im Blaulichtdunstkreis, ich breche auf zu neuen Ufern und wechsle die Branche. Künftig bin ich im Marktsegment der kaufmännischen Software für Bauträger, Projektentwickler und Wohnbauunternehmen zu Hause. Immobilien sind ein interessanter und zukunftssicherer Wirtschaftszweig und ich freue mich sehr darauf, in der neuen Tätigkeit die sehr vielfältigen Lehren und Erfahrungen der letzten Jahre unter anderem aus den Bereichen Unternehmens- und Mitarbeiterführung, Marketing und Vertrieb zielführend einbringen zu können. 


Natürlich interessiere ich mich auch weiterhin für die Blaulicht- und Sicherheitsbubble. Ehrenamtlich aktiv und/oder fördernd bleibe ich Feuerwehr, DRK, BDV e.V., Veteranenkultur e.V. und Co. weiterhin erhalten. 🚒 🎗


Facebook indes werde ich künftig nur noch privat nutzen. Dem einen oder anderen ist vermutlich aufgefallen, dass ich rund 2.000 Facebookfreunde weniger habe. Das liegt daran, dass ich nur noch Menschen in meiner Freundesliste habe, mit denen mich tatsächlich etwas verbindet, mit denen ich wirklich verbunden sein möchte und die ich im Regelfall persönlich kenne - und künftig nicht mehr jede Kontaktanfrage bestätige. Ich möchte nicht mehr derart exponiert sein und in Zukunft Privat- und Berufsleben in einen gesunden Abstand bringen. Personenkult rund um das Unternehmen ist in der neuen Branche auch nicht länger notwendig. Berufliches Networking mache ich künftig ausschließlich über LinkedIn und Xing. 

Mittwoch, 24. März 2021

Osterlockdown

Bescheidene Frage: Was ist eigentlich der Plan „bis“ Ostern?

Und habe ich das richtig verstanden - das Virus macht jetzt bis Gründonnerstag Pause? Und an Karsamstag drängeln sich die Feiertagsapokalypsehamsterkäufer*innen nicht noch mehr als sonst in den Supermärkten, da man mit dem Donnerstag einen Prä-Feiertagseinkaufstag aus dem Spiel genommen hat?

Die Schultore in Bayern und Sachsen bleiben ab einer Inzidenz von 100 zu, in Thüringen erst ab einem Richtwert von 200? Und Baden-Württemberg hofft sich mit Wechselunterricht für die Klassen 5-6 bis zu den Osterferien ab Mittwoch zu retten und von Kitas ist noch gar keine Rede? Und das, obwohl belgische Medien berichten, dass Schulen zum absoluten Hotspot wurden und in der Folge 50% aller Covid-19-Hospitalisierten unter 48 Jahren sind, also die Eltern? 

Wir dürfen in Deutschland nicht in die Gastro (verstehe ich), aber nach Malle fliegen und am Ballermann Coronaparty feiern dürfen wir (verstehe ich nicht)? Und hier wird wieder offen über völlig sinnlose nächtliche Ausgangssperren nachgedacht?

Ernsthaft?

Was anderes ist unseren Ministerpräsidierenden in 15 Stunden nicht eingefallen? 

Frage für einen Freund, der das alles nicht mehr so ganz nachvollziehen kann und der bis vor einigen Tagen die Maßnahmen der Regierung noch vehement verteidigt hat - mittlerweile aber von dieser anhaltenden Konzeptionslosigkeit einfach nur noch genervt ist.

https://drive.google.com/uc?export=view&id=1ousyyl65LKAZCDXpSsdMkdGhzpkfsv6g
Dieser Tweet vom 24.02.2020 wirkt aus heutiger Sicht unfreiwillig komisch. 

Sonntag, 3. Januar 2021

Multi-Level-„Marketing“

Sei Dein eigener Chef und verdiene bei freier Zeiteinteilung nur mit Deinem Smartphone vom Sofa aus soviel Geld, wie Du möchtest. Alles was Du dazu brauchst: Ein positives Mindset - mache Dich frei von negativen Gedanken und altem Ballast! Melde Dich bei mir, ich zeige Dir, wie es geht!


Solche und ähnlich gelagerten Stellenanzeigen fluten die Stellenbörsen in den sozialen Medien. Die Reaktionen zeigen, wie oft hier tatsächlich Interesse geweckt wird. Und das, obwohl in der „Annonce“ oftmals nicht einmal der Firmenname genannt wird. Kennern der Materie ist sofort klar, dass es um Network- oder Multi-Level-Marketing geht. 

Nachfolgendes spiegelt meine persönliche Meinung wider - das nur als Disclaimer, weil ich bereits einmal von einem Direktvertriebler aus der Diätbranche mit einer Unterlassungserklärung überzogen wurde, da ich angeblich sein Unternehmen diskreditiert hätte. 


Zur Wahrheit neben dem Geschwurbel von „mach Dich frei von negativen Gedanken bla bla“ gehört aber auch, dass in Multi-Level-Marketing-Systemen nicht jeder Vertriebler nur von seinen eigenen Verkäufen profitiert sondern auch von den Verkäufen der Leute, die er rekrutiert hat. In manchen Unternehmen auch noch von den Umsätzen der nächsten Ebene(n). Und das wird im Volksmund durchaus auch als Schneeballsystem bezeichnet - wenn auch durch Reglementierung der Level „legal“. Illegal wäre es, würden die Verdienste bis zur Spitze aufgeteilt und eine immer größere Pyramide gebaut. Dennoch: Auch mit einer dreistufigen Pyramide und ausreichend großer Reichweite wird der Schneeball unter Umständen recht groß, wenn ich an den Umsätzen der nächsten zwei mir nachgeordneten Ebenen mit 10-50% partizipiere. Durch das Versprechen, schließlich ja auch eigene Vertriebsmitarbeiter rekrutieren zu können und an deren Umsätzen ebenfalls beteiligt zu sein, soll einem die Angst genommen werden, im Direktvertrieb der in der Regel sehr hochpreisigen, um nicht zu sagen: völlig überteuerten Produkte (keine Sorge, die „Spitze“ des Konzerns verdient dadurch mehr als nur ausreichend mit) selbst nicht wirklich zu performen. 


Langfristige Erfolge stellen sich bei den Allerwenigsten ein, da man irgendwann dem gesamten Familien- und Freundeskreis ausreichend auf die Nerven gegangen ist und keine Termine für Verkaufspartys mehr bekommt. Für die meisten bleibt es ein zeitaufwändiger aber wenig ertragreicher Nebenverdienst und viele wechseln von einem MLM-System zum nächsten oder versuchen, mehrere parallel zu bedienen. Gegen die Produkte möchte ich oftmals gar nichts sagen, pampered chef, Tupper, Vorwerk, teilweise auch pro-win hat zweifelsohne qualitativ hochwertige Produkte. Ich für meinen Teil bezweifle allerdings, dass die Artikel ein gerechtfertigtes Preis-Leistungsverhältnis aufzeigen, erhält man doch in der Regel gleichwertige Produkte im regulären Einzelhandel ohne die exorbitanten Vertriebsmargen der MLM-Akteure zu einem Bruchteil des Preises. Nehmen wir die Vorwerk-Produkte als Beispiel: Niemand bezweifelt, dass die Staubsauger und der Thermomix gute Produkte sind - aber es gibt qualitativ vergleichbares am Markt. Für sicher 75% weniger Investitionskosten. 


Über die MLM-Finanz- und Versicherungsdienstleister möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. Das Verdienstkonzept ist ähnlich. Die von in einer unternehmenseigenen Schnellbleiche „qualifizierten“ Fach- und Branchenfremden vertriebenen Produkte sind aber meiner Erfahrung und Meinung nach nicht qualitativ hochwertig. Im Gegenteil. 


Wie gesagt, auch das gehört zur Wahrheit dazu, egal ob bei LR, PM, ProWin, Avon, amway oder was auch immer. Und es wäre ehrlich, würde man direkt im Posting darauf hinweisen, dass es um Multilevelmarketing geht. Und am ehrlichsten wäre es, würden die Unternehmen Statistiken zeigen, wie viele im ersten Jahr wieder hingeschmissen haben und wie viele der Vertriebsmitarbeiter*innen im Schnitt über Jahre hinweg ein ausreichend hohes Gehalt erhalten. Und wie viel Prozent zu den Topverkäufer*innen werden, die dann tatsächlich einen Oberklassewagen als Dienstwagen erhalten, die einem LR beispielsweise als recht einfach zu erreichen suggeriert. Da diese Zahlen nicht veröffentlicht und diese Fragen nicht beantwortet werden, liegen sie vermutlich im niedrigen Prozent- wenn nicht gar Promillebereich. 


Schlussendlich muss es jeder selbst wissen - aber ich bin der festen Überzeugung: So etwas wie schnell und einfach verdientes Geld als eigener Chef vom Handy und von der heimischen Couch aus gibt es nicht und für mich bleibt Multi-Level-Marketing oftmals hart an der Legalität.