Sonntag, 11. Oktober 2020

Politische Verortung

 


Es ist aber auch schwierig, wenn man sich selbst politisch verorten soll. Rechts? Links? Konservativ? Libertär? Liberal? Progressiv? Versuchen wir es mit dem Ausschlussverfahren... 

Die Rechten mögen mich nicht, weil:

  • ich mich für eine bunte, multikulturelle Gesellschaft einsetze,
  • ich kriminelles Verhalten soziologisch betrachte und damit die Wahrscheinlichkeit dafür nicht an der ethnischen und kulturellen Herkunft oder gar der Hautfarbe festmache sondern an der sozialen Schicht, Verbrechen Taten von Individuen und damit Einzelfälle sind und
  • ich der Meinung bin, dass Europa und insbesondere Deutschland ein größeres Engagement für Geflüchtete an den Tag legen muss und ich darüber hinaus 
  • ein großer Fan der EU und des Euro bin. 
  • Das deutlichste Indiz ist aber sicher, dass ich in den sozialen Medien häufig „linksgrünversiffter Gutmensch“ genannt werde. 


Die Linken mögen mich nicht, weil:

  • ich einen starken, funktionierenden  Rechtsstaat für notwendig und
  • Rechtsextremismus in den Sicherheitsbehörden nicht für ein strukturelles Problem sondern ebenfalls für Einzelfälle von Individuen halte. 
  • Ich ein grundsätzliches Vertrauen in unsere Polizei habe. 
  • Die Bundeswehr halte ich für ebenso notwendig wie die NATO-Mitgliedschaft und ich befürworte Auslandseinsätze der Bundeswehr.
  • Das macht mich in Facebook und Co. zum Nazi. 


Die Konservativen mögen mich nicht, weil:

  • ich als Atheist die Sonderrechte der Kirchen abschaffen möchte,
  • der festen Überzeugung bin, dass Frauen alleine über ihren Körper bestimmen sollen und somit sie alleine auch über eine Abtreibung entscheiden können sollten (ohne dass ich das selbst befürworte),
  • Homosexualität als normal erachte, es den Staat nichts angeht, wer wen liebt und er sich aus der einvernehmlichen Sexualität zwischen mündigen Bürgern herauszuhalten hat, es gleiche Ehe-/Familien-/Adoptionsrechte für alle geben sollte. 
  • Ich - ohne selbst Konsument zu sein - für eine Legalisierung von Drogen aller Art bin, einfach weil es die Herstellungs- und Beschaffungskriminalität schlagartig lahmlegen würde und es den Staat nichts angeht, was Bürger konsumieren. 
  • Damit rüttle ich ja an der Wertebasis unserer Gesellschaft, ich bin damit automatisch gegen die Familie und überhaupt, das Christentum ist ja schließlich die moralische Instanz der westlichen Zivilisation! 


Die Markt-Liberale  mögen mich nicht, weil:

  • ich libertärem Raubtierkapitalismus im Sinne Ludwig von Mises eine Absage erteile,
  • ich nicht glaube, dass ein völlig unregulierter, freier Markt alles richtet,
  • ich den Grundsatz „privat vor Staat“ nicht bedingungslos mitgehe,
  • ich die Privatisierung in den kritischen Infrastrukturen (KRITIS) für falsch halte,
  • ich Steuern nicht grundsätzlich ablehne und
  • ich einen funktionierenden Sozialstaat nicht für einen Ausdruck spätrömischer Dekadenz halte sondern für eine herausragende Errungenschaft unserer Gesellschaft. 
  • Klar, dass mir damit dann jeglicher Liberalismus abgesprochen wird. Die Deutungshoheit liegt immer bei denjenigen, die meinen, es dürfe keinen „Bindestrich“-Liberalismus geben. Ich persönlich finde Sozial-Liberal als Gegenpol zu Markt- oder National-(sic!)Liberal ganz schick!


Die Progressiven mögen mich nicht, weil:

  • ich das generische Maskulinum nicht für einen Ausdruck der Zementierung patriarchalischer Machtstrukturen und ich radikalfeministische Einstellungen für Firstworldproblems halte.
  • Ich einige Positionen der NRA bzw GRA (National/German Rifle Association) vertrete und ich mich für ein liberaleres Waffenrecht und vor allem gegen weitere Einschränkungen im Waffenrecht einsetze. 
  • Das macht mich grundsätzlich „zum Teil des Problems“, wie mir immer wieder versichert wird. 


Die Grünen mögen mich nicht, weil:

  • Ich gegen ein allgemeines Tempolimit bin und meinen Diesel so schnell nicht aufgeben will,
  • ich gerne Fleisch konsumiere und Organisationen wie PETA, Extinction Rebellion usw., die beständig gegen Gesetze verstoßen und jeden mit anderer Meinung kriminalisieren, grundsätzlich ablehne. 
  • Ich gegen einen bevormundenden, überregulierenden, von Ideologien geleiteten Nannystaat bin. 
  • Ach ja, auch hier bin ich „Teil des Problems“. Ist klar. 


Ich sehe das so: Wenn einem viele politische Strömungen widersprechen, dann macht man offensichtlich etwas richtig. Bin ich dann in der „Mitte“? Vermutlich nicht, schlussendlich geht es mir um die Freiheit des Individuums. Oder wie es Silvester Stallone in Demolition Man sagte:


„Ich bin für Redefreiheit und für Freiheit der Wahl. Ich bin ein Typ der gerne in einer schmierigen Kneipe hockt und sich fragt: Nehm" ich ein T-Bone Steak oder "ne Riesenportion Spare Ribs mit richtig schönen fetten Pommes dazu? Ich bin cholesterinsüchtig! Ich will Speck, Butter und will tonnenweise Käse reinhauen. Ich will "ne fette Havannah, so groß wie Cincinnati in der Nichtraucherzone rauchen. Ich will nackt mit grünem Wackelpudding beschmiert durch die Straßen laufen, und ich will mir die Freiheit nehmen, den Playboy zu lesen. Warum? Weil ich das Bedürfnis dazu verspüre!“



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